W. Lackowitz, Die Anfänge einer Hofkapelle in Berlin.
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Man kann auch unter Blumen endlich sterben,
„Der Blumen Rache“ sang uns Freiligrath —
Es ist ein langsam, langsam still Verderben,
Ein Vampyrflichein, das unmerkbar naht.
Und zwischen allem dann dies Treiben,
Dies Haschen nach dem Schein! Der Hass! Der Neid! Ich musst’ mit meinem Streben einsam bleiben:
Ich liebt’ die Kunst — und hasste jeden Streit.
Drum, ob ich leb’ — ich bin nun doch gestorben,
0 frag’ nicht mehr warum ich einsam blieb.
Was ich gedichtet — was mir hier erworben
Ein bischen Ruhm — ich mit dem Herzblut schrieb.
Ihr Kraniche, ihr kommet aus dem Süden!
Geht ihr im Herbst zurück zum fernen Strand — Dann sagt den Freunden, dass ich sei geschieden, Dass ich die lang entbehrte Ruhe fand.
Du aber, Wald, rausch’ über meinem Hügel,
Du, Drossel, sing’ — ihr, Heckenrosen, glüht —
Und trägst du, Wind, einst über’m Seeesspiegel Ein Lied, —■ so lass es sein mein eigen Lied.
0 wolle mich auf’s Neu’ nicht wieder fragen,
Warum ich einsam blieb — wie tief der Schmerz!
Ein Tropfen fiel — und hat den Stein zerschlagen,
Es nagt ein Wurm — und endlich bricht das Herz.
Die Anfänge einer Hofkapelle in Berlin.
Von W. Lackowitz.
Die ersten Anfänge der jetzigen berühmten Königl. Kapelle in Berlin sind in Dunkel gehüllt. Bis jetzt hat sich nicht einmal das Jahr feststellen lassen, in welchem einer der brandenburgisch-preussischen Fürsten den Entschluss fasste, eine Anzahl von Musikern ständig zu besolden, um die edle Frau Musica in Berlin jederzeit zu seiner und seiner Gäste Ergötzen zur Hand haben zu können. Die berühmte Königl. Kapelle in Berlin hat keinen Stiftungstag.
Zurück verfolgen lassen sich die Spuren einer Hofkapelle bis in das 16 Jahrhundert, da Brandenburg noch ein kleines Kurfürstentum war, bis
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