Heft 
(1899) 8
Seite
175
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Dr. Gustav Albrecht, Wanderfahrt des Märkischen Museums nach Brunne. 175

Teile niedrige Fachwerkbauten mit Lehmwänden, die vielfach aussen mit Schutzdecken von Binsen bekleidet sind, um die Kälte fernzuhalten; zwischen diesen Lehmkathen finden sich hier und da nüchterne Steinhäuser. Statt­licher stellt sich das Dorf Brunne dar, das nach halbstündlicher Wanderung erreicht wurde. Schmucke Steinhäuser fassen die Dorfstrasse zu beiden Seiten ein, in deren Mitte die ziemlich grosse Kirche liegt. Südlich von ihr erstreckt sich bis an die sumpfigen Wiesen des Brunner Luchs der kleine Park des Zietenschen Gutes mit dem Herrenhause und den Wirtschafts­gebäuden. Unter Leitung des Pastors Siemann, der sich nebst dem Lehrer Nagel um die Führung der Teilnehmer sehr verdient machte, wurde zunächst dem Gute ein Besuch abgestattet. Wirtschaftshof wie Park sind in be­scheidenen Verhältnissen angelegt, das Herrenhaus, ein einfacher, einstöckiger Bau, stammt aus der Mitte des 17. Jahrhunderts; im Jahre 1634 wurde das alte Schlossgebäude von den Schweden niedergebrannt. Bei den Ausschachtungs­arbeiten zu dem jetzigen Hause wurde 2 m tief im Sande ein dreibeiniger Grapen gefunden, ein hartgebranntes, grauschwarzes, thönernes, mittelalter­liches Gefäss, das vermutlich als eines der bekannten Bauopfer anzusehen ist. Dieser Grapen befindet sich in einer kleinen Sammlung im Schlosse, die ausserdem einen Mahlstein aus wendischer Zeit und einige Geräte aus Hirschgeweih*) enthält. Zwei Mahlsteine, anscheinend aus der Zeit der Völker­wanderung, sind an einem Speicher des Wirtschaftshofes eingemauert. Die Familie von Zieten ist alten Überlieferungen zufolge mit Albrecht dem Bären nach der Mark gekommen und seit dieser Zeit auf Brunne ansässig. Ein früher im Besitze der Bredows befindliches Allodialgut ist jetzt mit dem Zietenschen Lehngut vereinigt. Hierauf schritt man zur Besichtigung der Kirche, die in nüchternem Barok als Kreuzkirche zur Zeit Friedrichs des Grossen erbaut ist und ausser einem geschnitzten Barokaltar nebst Kanzel und einer bebänderten Totenkrone nichts von Bedeutung enthält. Das Altarbild zeigt eine mässige Malerei des heiligen Abendmahls und ist von dem damaligen Patron gestiftet, die dasselbe einschliessenden Pilaster tragen die Gestalten des Paulus und Petrus. Über dem Altar ist die Kanzel an­gebracht, auf den Feldern der Brüstung mit farbigen Darstellungen des Heilandes und der vier Evangelisten geschmückt; auf dem einfachen Schall­deckel erhebt sich eine kleine Figur des auferstandenen Erlösers, dahinter befindet sich in der den Aufbau abschliessenden Holzwand ein auf Glas ge­maltes farbiges Gottesauge, von goldenen Strahlen umgeben. Die Pilaster zu beiden Seiten der Hinterwand tragen die Gestalten des Moses als Gesetz­geber und des Aaron als Hoherpriester. Die erwähnte, mit bunten Bändern geschmückte Krone, die an einem Pfeiler der Nordseite hängt, istzur Er­innerung an die Jahre 1813, 1814 und 1815 am Friedensfeste von dem Mädchenverein gewidmet und 1898 von den Jungfrauen Brunnes erneuert worden. In diesem Jahre wurde die Kirche renoviert. An der Nordostecke des Gotteshauses sind aussen drei Grabtafeln eingemauert, die dem Ge-

*) Genauer eine Hirschhomhacke mit angefangener quadratischer Durchlochung und ein abgeschnittenes Hirschhornende, beide Stücke bereits derartig mineralisiert, dass sie vielleicht noch vorwendisch sind. Alles im Gutshof beim Herrenhaus gefunden.