Heft 
(1899) 8
Seite
176
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176 Dr. Gustav Albrecht, Wanderfahrt des Märkischen Museums nach Brunne.

dächtnisse eines Pastors von Brunne, seiner Frau und seines Enkels ge­widmet sind. Die Inschrift der ersteren Tafel ist äusserst charakterisch und lautet:

Allhier ruhet in Gott der weyland wohlgebohrene und wohlgelahrte Herr CHRISTOPH BRAND . . . jähriger Prediger hierselbst der in seinem Amte und Wandel ein brennend und scheinend Licht war, als ein frommer und getreuer Knecht Gottes brannte er innerlich und äusserlich, innerlich entzündet durch das heilige Licht des h. Geistes, erfüllet mit himmlischer Weisheit und Erkenntniss, brennend in der Liebe zu Gott und dem Nächsten, um begierig Gottes Ehre und der Menschen Seligkeit zu befördern, äusserlich schien und leuchtete er mit heilsamer Lehre und heiligem Leben denen Verdüsterten zur Erleuchtung, denen in Liebe erkalteten zur Erwärmung und denen in Lüsten erhitzten zur Gluthesdämpfung, biss er endlich selbst als ein Brand aus dem Feuer der Trübsal gerissen ins helle Licht des ewigen Lebens versetzt wurde den 9. Maji MDCCXLVI nachdem ihm das Licht dieses Lebens geleuchtet 81 Jahr, worin er durch den keuschen Liebes- Brand 9 Kinder Vater und 36 Kinder Gross Vater geworden.

Am Nachmittag wurde der Burgwall südlich vom Dorfe besichtigt. Er liegt etwa dreiviertel Stunden vom Orte entfernt auf einer flachen Sanddüne inmitten des Brunner Luches und gehört bereits zum Bezirk Briesen im Westhavelland. Er ist nicht mehr in seiner ursprünglichen Gestalt erhalten, da er vor ungefähr 50 Jahren bereits abgetragen und beackert worden ist, immerhin kann man die jetzt etwa 2 Meter hohe Umwallung nebst dem davor liegenden Graben und die Einsenkung in der Mitte noch ziemlich gut erkennen. Der Umfang des fast kreisrunden Burgwalles beträgt 480 Schritt, der Durchmesser von Osten nach Westen 150 Schritt und von Süden nach Norden 138 Schritt. Der Boden ist mit dichtem Graswuchs bedeckt, der das Graben sehr erschwert, zahlreiche Maulwurfshügel haben Scherben von Gefässen und gebrannte Knochenreste zu Tage gefördert, die, wie auch die vielfach umherliegenden gebrannten Thonpatzen, zeigen, dass der Wall in wendischer Zeit bewohnt gewesen ist. Ausser zwei mit, Wellenornament gezierten Scherben' wurden nur unverzierte Scherben und die bekannten Burgwall­schnecken aufgelesen-, die geringe Ausbeute erklärt sich daraus, dass der Wall leicht zugänglich und schon häufig besucht worden ist. Im Dorfe wurden nachher noch weiter verzierte Gefässreste bei einem Privatmann vorgefunden, die dieser früher aufgelesen hatte. Nach der Rückkehr ins Dorf wurde noch der nördlich gelegene Weinberg besucht, wo sich in einer Kiesgrube mannigfache Versteinerungen, namentlich Belemniten, vorfanden. Die gefundenen Gegenstände, sowie mehrere im Privatbesitz vorhandenen Funde, eine grosse germanische Urne mit Fingernagel-Verzierung aus dem Dorfe Dechtow, ein Bronzekeil mit Schaftlappen von seltener Grösse aus Brunne und verschiedene Gefässreste aus Brunne und vom Burgwall in Wild­berg, sowie ein ca. 15 cm langer gelbbrauner Feuerstein-Dolch von nordischem Typus wurden der Sammlung des Märkischen Museums einverleibt.

Diesem unter geringen Veränderungen mit Genehmigung des Verfassers der Frankfurter Oderzeitung vom 23. April 1899 entnommenen Berichte sei ergänzend noch folgendes hinzugefügt: