Heft 
(1899) 8
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Noch etwas vom Böten.*)

Hilft es nicht, so schadets nicht! Dies ist das allgemeine Trostwort für jeden, der vom Böten Hülfe erwartet, versucht aber kanns ja werden. Und dieser Versuch wird heute noch häufiger gemacht, wie man im allgemeinen anzunehmen pflegt; in den Städten wird das Böten allerdings mehr im geheimen betrieben, auf dem Lande dagegen steht es in voller Blüte, trotz des aufgeklärten Jahrhunderts und findet hier Anwendung bei Menschen und Vieh.

Das Böten, auch Besprechen, Büssen, Bannen, Stillen und ähnlich genannt, ist nicht etwa, wie viele glauben, deutschen Ursprungs und ein Überbleibsel mittelalterlicher Hexengebräuche und Aberglaubens, sondern es war auch den Juden und Ägyptern ebensowohl bekannt, -wie den Griechen und Römern. Ja, einige heutige Gebräuche des Bötens sollen noch auf fliese Völker zurückzuführen sein.

Es mir deshalb hier gestattet, auf den Gebrauch des Bötens sowie der dabei in Anwendung kommenden Formen etwas näher ein­zugehen und Fälle allgemeiner Art anzuführen, bei welchen die An­wendung des Bötens noch wie es auf dem Lande heisst gang und gäbe ist.

Die Hauptsache beim Böten bildet der Glaube, d. ln die Person, die sich böten lassen will, muss an die Wirkung des Bötens glauben sonst hilft es nicht! ferner muss darauf gesehen und gehalten werden, dass das Bötenstill und ernsthaft stattfindet, also es darf keine der beteiligten Personen mit Ausnahme des Behandelnden bei Vornahme des Bötens sprechen, oder sonst sich geräuschvoll benehmen; stillschweigend und ohne Gruss hat sich der Behandelte zu entfernen, stillschweigend und ohne sich umzusehen hat man sich in seine Wohnung zu begeben,

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*) Vgl. E. Friedei: Vom Brandenburgs VI, S. 374-376.

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Böten, ein Beitrag zum Volksglauben in Berlin.

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