Heft 
(1899) 8
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Carl Poetters.

sonst hilft es nicht. Die Kar kann auch nur hei zu- oder abnehmendem Monde dreimal zu gleicher Tageszeit an drei aufeinanderfolgenden Tagen oder an drei gleichen Tagen der folgenden drei Wochen (insbesondere drei Freitagen) in der Zeit vor Sonnenaufgang oder nach Sonnenunter­gang vorgenommen werden, wenn sie wirksam sein soll. Überhaupt bildet die 3 als heilige Zahl einen Hauptfaktor beim Böten. Sodann darf der Bötende für seine Hilfeleistung keine Entschädigung fordern, son­dern nur Geschenke annehmen. Um eine sichere Wirkung herbeizu­führen, müssen sich Frauen von Männern und diese von Frauen böten lassen, wobei wieder darauf gesehen wird, dass die das Böten ausübenden Männer zwischen dem 20. 50. und die Frauen zwischen dem 17.47. Lebensjahre alt sind, weil sie sich in diesen Lebensaltern zum Böten am besten eignen. 4

Als Hülfsmittel beim Böten werden Strohhalm, Stein, Pflanzenzweig oder Band etc. benutzt, oder manbestreicht den leidenden Teil mit der Hand dreimal, macht Kreuze, Kreise, Ringe und der Bötende spricht dabei eine Formel, oder haucht, an Stelle des Streichens mit der Hand, kreuzweise über den leidenden Körperteil.

Endlich ist unter Böten nicht immer nur das Besprechen durch andere zu verstehen, sondern es giebt viele Bötmittel, die der Kranke oder auch Gesunde selber in Anwendung bringen kann uud zwar mit und ohne Spruch. Einige dieser Mittel bestehen häufig nur in der still­schweigenden Vornahme gewisser Handlungen, auf die ich noch später zu sprechen kommen werde. Hierher gehört auch noch das sogen. Ab­schreiben. Es ist dies ein Verfahren, das darin besteht, dass die betr. Person sich das zur Hebung der Krankheit oder Vorbeugung eines etwa eintretenden Unglücksfalles oder Beseitigung von Schäden das betr. Schutzmittel abschreibt, um es bei sich zu tragen, entweder auf der Herzgrube, im Portemonnaie, Stiefel oder Strumpf. Soll eine Krankheit zum Verschwinden gebracht werden, so wird das betr.papierene Mittel, nachdem es längere oder kürzere Zeit getragen worden ist, an einem Ort vergraben, der weder von der Sonne noch vom Monde be­schienen wird. Es ist dies häufig die Nordseite eines Hauses und hier wieder die Tropfstelle des vom Dache tropfenden Regens.

Ebenso gehört hierher auch der sog. Festigungsbrief, der den Sol­daten im Kriege kugelsicher machen soll.

Auch das Schöpfen des Oster- oder Pfingstwassers gehört hierher. Beides soll zur Beschaffung eines reinen Teints sowie zur Fernhaltung von Krankheiten dienen.

Ebenfalls am Ostertage, nach anderen am Pfingstmorgen, und wieder anderen in der Neujahrsnacht, soll man stillschweigend Äpfel essen, dann bleibt man immer gesund. Am Johannistage soll man früh­morgens beim Sonnaufgang unter der Wurzel des Johanniskrautes