Noch etwas vom Böten.
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(Hypericum) einen Blutstropfen finden, der als Amulet getragen, gegen viele Krankheiten schützt.
Das Böten muss schliesslich stets im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes vorgenommen werden, wenn es helfen soll, wobei jedesmal 3 Kreuze gemacht werden, oder kreuzweise über die erkrankte Körperstelle gehaucht wird.
Im Gegensatz zu dieser Formel wird bei Ausübung der sogen, schwarzen Kunst die Hilfe des Teufels angerufen.
Eine sehr wichtige Rolle beim Böten spielt schliesslich auch der Zauberstab. Dieser geheimnisvolle Stab, der zur Ausführung der grössten Wunderkuren benutzt worden ist, besteht in seinen prosaischen Bestandteilen aus einer Haselstaude, in der sich ein äusserst kräftig wirkender Magnet befindet.
„Der Aberglaube streift immer nahe an einem Naturgesetz vorüber!“ —
Deshalb hat sich auch wohl die Wissenschaft und insbesondere die medizinische schon wiederholt mit dem Problem des Bötens beschäftigt. Denn alles, was wir heute sympathetische Kuren, Hypnotismus, Suggestion, magnetische, elektrische, elektromagnetische u. s. w. Kuren nennen, lässt sich auf das seines geheimnisvollen Beiwerks entkleidete Böten zurückführen, wie dies z. B. bei dem Zauberstab oben bereits ausgeführt ist.
Ebenso stehen die Einwii'kungen der Sonne und des Mondes auf gewisse Kran k heiten fest. Z. B. stellen sich bei Nervenkrankheiten periodische Krampfanfälle zur Zeit des Voll- und Neumondes ein, auch kann man hier noch die sogen. Mondsüchtigen, die Epileptiker u. s. w. nennen.
Dass das Böten heute allgemein als Unfug angesehen wird, ist wohl ebenso verständlich, wie es häufig zu Schwindeleien benutzt worden ist und noch'benutzt wird. —
Zu denjenigen Mitteln, die Gesunde wie Kranke selber an wenden können und die zu den sogen, stillen oder auch vorbeugenden Mitteln gehören sollen, rechnet man u. a. folgende:
„Man schneide dem Kinde im ersten Lebensjahre nicht die Haare; man achte später darauf, dass das Haarschneiden bei zunehmendem Monde vorgenommen werde. Beim Zubettegehen achte man darauf, die Pantoffeln so zu stellen, dass sie nicht hinter’s Bett sehen, sonst wird man bald das Bett krankheitshalber hüten müssen. Will man das Alpdrücken (Mord-Riden*) vermeiden, so verstopfe man das Schlüsselloch des Schlafzimmers und achte darauf, dass die Pantoffeln vor dem Bett mit der
*) De Mord ist nach der Vorstellung des Volkes ein marderartiges schwarzes Tier, das zur Nachtzeit auf Menschen reitet, sie umklammert und beängstigt.
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