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Carl Poetters.
Spitze nach der Thür hinweisen, ausserdem lege man einen stählernen Gegenstand, etwa eine alte Scheere, in das Bett und steige stets rücklings in dasselbe.
Wer ein Getränk mit dem Messer umrührt und es dann trinkt, bekommt Leibschmerzen, desgleichen wer ein Messer auf den Kücken hinlegt und so liegen lässt, oder wer beim Essen die Beine kreuzt. Fällt einem Essenden die Gabel oder der Löffel aus der Hand, so ist jemand am Tisch, der ihm das Essen nicht gönnt. Er soll dann aufhören zu essen, denn wenn Missgunst mit isst, so bekommt er Leihschmerzen.
Kopfschmerzen stellen sich bei demjenigen ein, der abgeschnittene Haare aus dem Fenster wirft anstatt sie zu verbrennen, die gleiche Wirkung soll das Riechen an Blumen haben, die auf einem Grabhügel stehen. Andererseits soll es auch Kopfschmerz bringen, wenn die abgeschnittenen Haare verbrannt werden.
Hautkrankheiten sollen vermieden werden durch Waschen mit Märzenschneewasser, das in einer fest verschlossenen Flasche das ganze Jahr hindurch gut und wirksam bleiben soll. Mit einem Kinde im ersten Lebensjahre darf man nicht beim Regen hinausgehen, sonst bekommt es Sommersprossen. Mit Wasser, in welchem Eier gekocht sind, soll man sich nicht die Hände waschen, sonst bekommt man unfehlbar Warzen. Als Amulet gegen Furunkelbildung trägt man eine in Seide genähte Muskatnuss auf der Herzgrube.
Wundkrankheiten sucht man auf mancherlei Art zu verhindern. Zunächst soll man das Instrument, wodurch man verletzt worden, sofort in Öl legen, dadurch lindert man den Schmerz und erzielt gute Heilung; demnächst verbrenne man alle Verbandstücke, da andernfalls die Heilung verzögert wird. — Andere wieder verbieten das Verbrennen der Verbandstücke, damit nicht der Brand in die Wundstelle komme. — Am Peter- und Paultage (29. Juni) vor Sonnenaufgang schneide man von einem Eschenbaum einige Zweige von unten auf mit einem Schnitt ab; d. i. das sogen. „Wundholz“; eine Wunde, damit bestrichen, kommt niemals zum Schwären. Umwickeln des verletzten Gliedes mit blauer Leinewand schützt vor Wundrose; zu gleichem Zweck schreibt man aussen an die Stubenthür: „J. II. S.“ und spreche dazu:
„Ich höre eine Glocke klingen
„Und alle Heiligen singen
„Und eine heilige Messe lesen
„Du sollst vom Rotlauf genesen fff“
Nach der Meinung des Volkes können Wunden, Geschwüre, Warzen in Krebs übergehen. Um sich vor diesem Schicksal zu bewahren, lasse man in der „heiligen Nacht“ „in den zwölfen“ und in der „Johannisnacht“ keine Wäsche draussen hängen, denn dann geht „De Waul“ oder