Heft 
(1899) 8
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Noch etwas vom Böten.

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der böse Krebs um, setzt sich auf die Wäsche oder kriecht darüber und wer dieselbe dann anzieht, bekommt den Krebs.

Gegen Schlangen- und Hundebiss werden folgende Mittel empfohlen:

1. Gegen Schlangenbiss im VolksmundeSchlangenstich genannt, sichert man sich dadurch, dass man einen ein Jahr alten Haselstecken nimmt und einen Kreis damit um die Schlange zieht. Die Schlange muss dann in diesem Kreis sterben. Auch fliehen die Schlangen dem, der einen solchen Stecken bei sich trägt.

2. Gegen Hundebiss ist der geschützt, der morgens nüchtern den Kuckuck rufen hört. Folgende Formel soll gleichfalls vor bissigen Hunden schützen:

Mutter Marie ging über Sand und Land Sie hatte einen Stab in ihrer Hand;

Sie führte Gottes Wort im Mund Damit schlug sie den bösen Hund. fff

Ein gutes Augenmittel soll es sein, wenn man die drei ersten Rosen­knospen, die man im Frühjahr sieht, nimmt und damit die Augen aus­wischt.

Gegen einen mehrere Wochen sich hinziehenden Kopfschmerz ward folgendes Mittel probat gefunden:

Der Kranke verschafft sich einen neuen Topfum Gottes Willen, d. h. er erbettelt sich denselben, in den er drei Tage lang uriniert. Eben diese drei Tage lang muss er in seinem schlechtesten Hemde schwitzen. Darauf wird der Urin drei Stunden lang gekocht, in welcher ' Zeit im Hause kein Wort gesprochen werden darf. Schliesslich wird das Hemd mit in den Topf gesteckt und alles miteinander vergraben. Wenn es vergangen sein wird, ist der Schmerz vorüber.

Gegen Epilepsie soll gepulverte Beifusswurzel (Artemisia vulgaris) innerlich genommen gut sein. In altheidnischen Zeiten galt als Heil­mittel für dieses Leiden das Herz und das Blut der Schwalbe. Auch soll die Wirkung nicht ausbleiben, wenn einem Kranken während des Anfalles der noch warme und inneu schwitzige Schuh vor die Nase ge­halten wird. Das warme Blut eines Hingerichteten getrunken und gleich danach weit gelaufen damit das Blut im Magen nicht gerinne soll ein vorzügliches Heilmittel bei Epilepsie sein, ebenso die einem lebenden Maulwurf ausgerissenen Herz, Leber und Lunge. Alles dreies muss ge­braten und pulverisiert dem Kranken gegeben werden.

Trunksucht ist schnell zu heilen. Man giesst einfach einem Toten den Mund voll Branntwein, lässt ihn 24 Stunden darin und giebt ihn dann dem Trinker ein, oder man legt ein Geldstück in den Mund des Toten, dieses letztere dann 24 Stunden in Branntwein und giebt letzteren dem Säufer.