P. Schmidt.
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Herzogs gefangen, so sollen sie frei sein, ist aber die Stadt noch in ihren Händen, so soll auf Grund besonderes Vertrages ihnen freier Abzug gewährt werden. Freitag in den heiligen Pfingstfeiertagen. (Ried. cod. dip. B. V. 277.) Wenn ein Brief von Frankfurt nach Ansbach am neunten Tage eintraf, dann hätte man in Guben am 15. Mai nicht mehr in Ungewissheit über ein Ereignis sein können, das acht Tage vorher in Beelitz eingetreten war. Die Siegesbotschaft des Markgrafen an Herzog Wilhelm, Datum im Feld vor Belitz am Donnerstag in pfingsten (14/5), dass er heute seine Stadt Belitz mit Sturm erobert habe, giebt endgültige Festsetzung. In der dritten Woche nach ihrer Einnistung in Beelitz sahen sich die kecken Reiter um ihre Erfolge gebracht.
Kreusing hat als sorgfältiger Geschichtsschreiber selbst den Anhalt gegeben, dem Irrtum der ihm dargebotenen Abschrift der Havelberger Annalen nachzugehen, indem er durch seine Datierung des Brandes von Beelitz „welcher one gefahr dazumal im Jar der 11. Mai gewesen“, durchscheinen lässt, dass die Überlieferung ihm eine zweiwöchentliche Belagerung angab. Um so weniger kann man seine Schilderung der Einschliessung bemängeln. Von Beelitz heimkehrender Frachtwagen hatten sich die Feinde bemächtigt, um in ihnen unverfänglich verborgen eine Anzahl Bewaffneter über die Zugbrücke ins Thor zu führen, das leicht so lange gehalten werden konnte, bis die im Walde zwischen Beelitz und Eisholz versteckten Reiter auf verabredetes Zeichen heranbrausten. Wenige Stunden genügten, das schnell aufgesessene Aufgebot von Treuenbrietzen und der adligen Mannen aus Witt- brietzen, Buchholz, Niebel, Schlalach und Brachwitz in überlegener Zahl heranzuführen, so dass sie unmittelbar hinter den Böhmen an der Zugbrücke von Beelitz eintrafen. Der Rückweg war den Eindringlingen sofort verlegt, und der zweite Ausweg wurde durch eine von Brandenburg her unter Busso von Alvensleben *) am Mittwoch (29/5) herbeigeeilte Schaar verschlossen. Der später von Frankfurt eingetroffene Markgraf lagerte mit seinem Volke auf der Anhöhe nach Schiunkendorf zu. Die sumpfige Niederung der Nieplitz, welche in breitem Gürtel die Stadt umzieht, verwandelt sich noch heut im Frühjahr bei hohem Wasserstand in einen See. Dasselbe konnte durch Stauwerke erreicht werden, so dass das Belagerungsheer in zwei Hälften geschieden wurde, die nur durch eine Furt**) bei Schönefeld, unzweifelhaft in der Gegend der heutigen Simonsbrücke mit einander in Verbindung treten mochten. Dreifach umgab Wall und Graben die Stadtmauer, an die sich höchstens in der trockensten Jahreszeit oder über das gefrorene Moor Sturmzeug heranbringen liess. So gab es nur zwei Angriffspunkte, die beiden durch Türme gedeckten Stadtthore, zu denen schmale Dämme den einzigen Zugang bildeten. Weitaus am nächsten reichte auf der Nordseite fester Grund
*) Kreusings Autograph bietet in der Abschrift der Havelberger Annalen „Busse von Nienschlewen“.
**) Kreusing spricht von der Herrenstrasse, die dort hindurch ging. Sein meiss- nisches Ohr fasste wohl den plattdeutschen Klang nicht richtig. Noch jetzt heissen hier „die Heerwege“ einstige Verbindungsstrassen.
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