Heft 
(1899) 8
Seite
252
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h es.

252 Gustav Albrecht.

Saarow und Neumühlcn, lebt ihr Andenken in der Erinnerung des Land­volkes fort.

Pieskow, einst Scliorm eussel - Pietzke oder Biesigk genannt, gehörte um die Mitte des 16. Jahrhunderts denLeschebranden zu Saarow, welche im Jahre 1554 auch die dabei gelegene Wassermühle von den Hobecks zu Falkenberg durch Tausch erwarben (Wohlbrück, LebusII. 446.) Bis gegen 1810 war das Gut in ihrem Besitz (Berghaus, Landb. II, 588), um 1850 war Gustav von Kühlwein (1. c. II, 619) Besitzer derselben und zur Zeit gehört es einem Herrn Her big. Die Lage des Gutes am See ist prächtig. Von der Terrasse geniesst man einen schönen Blick auf den nördlichen Teil des Sees, auf Saarow mit den davorliegenden Werlinseln, auf die steilen Anhöhen am Westufer und die weite glitzernde Fläche des Scharmützelsees, dessen weisse Wogenkämme Möven gleich über den Wasserspiegel dahin- husclien. Das gleiche Bild bietet sich dar, wenn man am östlichen Uferwege nach Diensdorl zu dahinfahrt, nur verändert sich die Lage der einzelnen Punkte je nach dem Standpunkte, den man einnimmt. Saarow auf seiner Halbinsel bleibt immer sichtbar, ebenso die dahinter aufsteigenden Höhen- züge. Allmählich aber schiebt sich rechts daneben in den See hinein der kleine Vorsprung, auf dem Pieskow liegt, und nun kann man das grünumrahmte Dörf­chen mit seinem schlichten Kirchlein und dem schmucken Gutshofe von der Seeseite aus betrachten. Weiter nach rechts hin liegt die erwähnte Pieskower Mühle, jetzt Theresienhof genannt, eine prächtige Besitzung mit herrlichen Parkanlagen und einem kleinen Herrenhaus mit kostbaren Möbeln; sie ge­hörte eine Zeit lang der bekannten Berliner Schauspielerin Ernestine Wegener.

HinterTheresienhof befinden sich einige Mergelgruben, welche interessante Aufschlüsse enthalten, indem hier neben dem Diluvium das Tertiär offen zu Tage tritt. Aehnliche Erscheinungen finden sich io noch ausgeprägterem Masse in den Thongruben bei Silberberg auf der Westseite des Scharmützel­sees, und diese Beobachtungen haben unser Mitglied Oberlehrer Dr. Zache, der auch an der Excursion teilnahm, veranlasst, neue Erklärungen be­züglich der Entstehung des Scharmützelsees aufzustellen. Da das Seeufer rings um den See aus Diluvium besteht, während sich auf den Anhöhen Tertiär findet, so nimmt Dr. Zache an, dass der Scharmützelsee einGraben ist, d. h. ein Stück Erdrinde, welches herabgesunken ist, während in seiner weiteren Umgebung die Erdrinde stehen blieb. Man hat es also liier mit einer sogenanntenVerwerfung zu thun, bei welcher die Kräfte, die in der Erdrinde thätig sind und sich beispielsweise im Erdbeben offenbaren, noch in jüngster Zeit eine Umformung der Erdoberfläche zustande gebracht haben. Diese Beobachtungen Zaches sind von grosser Bedeutung und werden sicherlich ein ganz neues Licht auf die Geologie der Mark werfen, denn bisher nahm man an, dass bei der Thal- und Seenbildung in der Mark ganz allein die Schmelzwässer des grossen Inlandeises eine auswaschende Tliätigkeit ausgeübt haben, während nunmehr den Kräften im Erdinnern ein bedeutender Anteil dabei zugeschrieben wird. (Man vergl. Archiv derBrandenburgia Bd. V, S. 61 ff.)

Von Theresienhof aus verfolgte man den Fahrweg bis Diensdorf, wo eine längere Rast gemacht wurde Bei Diensdorf geniesst man einen sehr