Heft 
(1899) 8
Seite
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Wanderfahrt des Märkischen Museums.

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hübschen Ueberblick über den nördlichen Teil des Scharmützelsees bis nach Saarow und Pieskow hinüber und auf die gegenüberliegenden steilen Sand­höhen bei Silberberg. Im Hofe des Gasthauses stand gleichfalls (wie in Langenwald) derRosenbaum mit seinen vertrockneten Kränzen und Guirlanden, ein Ueberbleibsel des im Kreise Beeskow-Storkow und im an­grenzenden Teil des Teltow sehr beliebtenRosenbaumfestes. Dieses Pest wird zur Zeit der Rosenblüte, also im Juni oder Anfang Juli, von der reiferen Dorfjugend gefeiert, indem derR osenba um errichtet und um den­selben herum getanzt wird. DerRosenbaum, ein einfacher, in den Erdboden gepflanzter Mast wird mit Laubwerk und Geschenken (Bänder, Mützen, Tücher, Hosenträger, Lebkuchen, Cigarren) geschmückt und dann die Geschenke ab­getanzt, wobei eine besondere Art des Tanzes in Anwendung kommt. Auf der Spitze des Mastes flattert ein Wimpel; bei demRosenbaum in Diensdorf war über diesem noch ein hölzerner Vogel befestigt. Das Fest wird nach­einander in allen Dörfern eines Bezirks gefeiert, wobei die Bewohner der um­liegenden Ortschaften in dem Festorte Zusammenkommen. DasRosenbaum­fest, welches eine Zeit lang in Abnahme gekommen war, wird neuerdings wieder häufiger gefeiert.

Von Diensdorf aus schlugen wir eine östliche Richtung ein, um Wilmersdorf mit dem Gräberfeld zu erreichen. Bergan geht die Fahrt auf sandigem Wege, dürftiges Kieferngehölz fasst ihn zu beiden Seiten ein und Erika zieht sich in schmalen Streifen zwischen den moosigen Stämmen hin. Zufällig werfen wir einen Blick rückwärts und erstaunt wenden wir uns um welch ein prächtiges Bild! Der Scharmützelsee in der Ausdehnung von Diensdorf bis Saarow liegt mit seiner waldigen Umrahmung unten vor uns, rings um ihn steigen die Anhöhen empor, bald blendend weiss, bald dunkel­grün, und zwischen ihnen eingebettet die silberglänzende blaue Flut des Scharmützelsees. Hier schaut Diensdorf und Radlow, dort Pieskow und Saarow hervor, und ganz hinten rechts bauen sich die Rauener Berge auf. Die Sonne, welche eine Zeit lang mit ihrem Strahlenglanze gegeizt hatte, tritt jetzt wieder hinter der Wolkenwand hervor und goldenes Licht flutet über Höhen und Schluchten, über Dörfer und See.

Bis Hartensdorf geht es auf sandiger Waldstrasse, dann biegen wir in die Chausse ein und bald ist Wilmersdorf und damit auch das Gräber­feld erreicht. Die ungefähr 4 Morgen grosse Begräbnisstätte liegt hart an der von Wilmersdorf nach Süden führenden Chaussee und wird auf der Nord­westseite von einem kleinen Höhenzuge begrenzt, von dem sie früher durch einen breiten Sumpf getrennt wurde. Die Gräber liegen dicht nebeneinander, die Ge- fässe etwa einen Meter unter der Oberfläche in regelmässigen Steinpackungen, und zwar meist ein grösseres Gefäss nebst zwei oder drei Beigefässen in einem Grabe. . Seit Entdeckung der Begräbnisstätte beim Chausseebau wurden an 400 Gräber geöffnet und mehr als 1000 Gefässe zu Tage gefördert, von denen sich ein Teil im Märkischen Museum, ein anderer im Museum für Völker­kunde und verschiedene Stücke in Privatbesitz befinden. Die Urnen weisen sehr verschiedene Formen auf, sind teils rötlich-braun, teils bläulicli-grau gefärbt und enthalten gewöhnlich nur Knochenteile und Asche. An Bei­gaben sind bisher einige Steinbeile von verschiedener Form, etwa dreissig