266
8. (3. ordentl.) Versammlung des VIII. Vereinsjahres.
Schlussfäden vermittelst kleiner Spulen aus freier Hand eingezogen. Neben der Anfertigung neuer Teppiche wurde auch das Ausbessern schadhafter Stellen an fertigen Teppichen beobachtet. Es geschieht dies, indem in die Lücke eine neue Kette eingesetzt, und in diese ebenso wie vorhin der Einschlagfaden gezogen wird. Nach einstündigem Verweilen begab sich die Gesellschaft nach dem Deutschen Hof in der Luckauerstrasse, wo Herr Astfalck einen Vortrag zur Geschichte der Gobelinmalerei hielt. Schon den Babyloniern war die Bildweberei bekannt, und über Egypten drang dieselbe nach Westen vor. In einer egyptischen Grabkammer hat man einen Stoff gefunden, welcher nach dem Ausschmelzen 86 Pfund Gold ergab. Durch die Kreuzzüge kam die Teppichweberei nach Frankreich und Belgien. Jean Gobelin gründete in Paris in der Mitte des 15. Jahrhunderts eine Wollfärberei. Seine Nachfolger setzten dies fort und gründeten dazu im 16. Jahrhundert eine Teppichfabrik, welche Ludwig XIV. ankaufte. Als Staatsanstalt besteht die Fabrik bis auf den heutigen Tag. Nach Berlin berief der Grosse Kurfürst einen holländischen Webermeister mit 9 Gehülfen, die hier 74 Gobelins anfertigten, zu denen die Prachtstücke im Hohenzollern-Museum (Monbijou) gehören. Seit 150 Jahren aber ist der Zweig der Manufaktur vollständig erloschen. Erst 1879 wurde die alte, edle Kunst durch die Firma Ziesch & Co. hier wieder belebt. Ihr wurde in dem Jahre von der königlichen Schlossbaukommission der Auftrag zur Wiederherstellung der sehr verfallenen und verschmutzten Gobelins aus königlichem Besitze zu teil. Hiermit war ihr Gelegenheit gegeben, zum ersten Mal mit dem französischen Institut in Wettbewerb zu treten.
8. (3. ordentliche) Versammlung des VIII. Vereinsjahres.
Mittwoch, den 27. September, abends 7 1 2 j i Uhr im grossen Sitzungssaale des Brandenburgischen Ständehauses.
•
1. Der 2. Vorsitzende Geheimrat Friedei begrüsst die Versammlung zum Beginn des Winterhalbjahrs, entwickelt das Programm desselben, soweit sich dieses übersehen lässt und fordert zu recht eifriger Teilnahme bei den Vereinsbestrebungen auf. Demnächst macht er die Mitteilungen zu 2 bis 13.
2. Herr Friedei gedenkt in warmen Worten des am 9. Juli d. J. zu Potsdam verstorbenen Staatsministers, Oberpräsidenten der Provinz Brandenburg und von Berlin Dr. Heinrich von Achenbach, des ersten Ehrenmitgliedes der Brandenburgia. Nicht ganz siebzig Jahr