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8. (3. ordentl.) Versammlung des VIII. Vereinsjahres.
8. 2 Ansichten aus dem Grunewald, Blick auf den Pichels- werder, klein Folio und Kabinet, letzteres Bild bunt gefärbt, zeigen Ihnen, welche Fortschritte die Amateur-Photographie macht. Die sehr wohlgelungenen Ansichten sind Aufnahmen und Geschenke des Herrn Otto Hasselkampf in Potsdam, dem hierfür bestens gedankt wird.
9. Photochrome. Die Mitglieder entsinnen sich der kleinen bunten Photographien — Photocole genannt — Ansichten von Berlin und der Provinz Brandenburg, welche ich namens der Schenkerin, der Kunst- und Verlagsanstalt Photocol in München, Nymphenberger Str. 125—127 (vgl. Brandenburgs Bd. 7 S. 465) am 14. Dec. 1898 vorlegen konnte; die hübschen Bilder Hessen nur bedauern, dass sie nicht über Visitenkartengrösse ausgefaUen waren. Heut Abend bin ich in der Lage, Ihnen ein Heft prächtiger farbiger Photographien in Folio-Grösse vorzulegen. Leider aus der Schweiz, nicht aus unserer Gegend. Ich lege die Bilder aber gleichwohl und zwar hauptsächlich ihrer Schönheit und ihrer Technik wegen vor, indem ich die Hoffnung daran knüpfe, dass auch die Provinz Brandenburg recht bald in ähnlicher Weise werde illustriert werden. Das Photochrom ist im Gebiete der Farben-Photo- graphie eine schöne Erfindung des artistischen Instituts Orell Flissli in Zürich. Ausschliessliche Verleger von Photochrombildern sind die Photoglob Co. in Zürich (einbezahltes Aktienkapital 2 Mill. Franken), The Photochrom Co. Limited in London (Aktienkapital 80000 L. Sterl.) und The Photochrom Co. in Detroit, Michigan (Aktienkapital 300000 Dollars).
10. „Friedrich Friesen. Von Carl Euler.“ Zweite, zum Teil umgearbeitete und erweiterte Auflage. Mit 10 Abbildungen und 2 Facsi- inile. Leipzig uud Wien 1899. Verlag von A. Pichlers Witwe & Sohn. 102 S. gr. 8. „Friesen war ein aufblühender Mann in Jugendfülle und Jugendschöne, an Leib und Seele ohne Fehl, voll Unschuld und Weisheit, beredt wie ein Seher, eine Siegfriedsgestalt, von grossen Gaben und Gnaden, den jung und alt gleich lieb hatte, ein Meister des Schwerts auf Hieb und Stoss, kurz, rasch, fest, fein, gewaltig und nicht zu ermüden, wenn seine Hand erst das Eisen fasste; ein kühner Schwimmer, dem kein deutscher Strom zu breit und zu reissend; ein reisiger Reiter, in allen Sätteln gerecht; ein Sinner in der Turnkunst, die ihm viel verdankt. Ihm war nicht beschieden, ins freie Vaterland heimzukehren, an dem seine Seele hielt. Von welscher Tücke fiel er bei düsterer Winternacht durch Meuchelschuss in den Ardennen. Ihn hätte auch im Kampf keines Sterblichen Klinge gefället. Keinem zu Liebe und keinem zu Leide — aber wie Scharnhorst unter den Alten, ist Friesen von der Jugend der Grösseste aller Gebliebenen.“
Diese begeisterten Worte des Altturnvaters Jahn hat unser verehrtes Vorstandsmitglied Schulrat Dr. Euler seiner 2. Auflage — die