8. (3. ordentl.) Versammlung des VIII. Vereinsjahres.
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sein soll. Doch die höheren Rücksichten auf die Anforderungen des Strassenverkehrs mussten für die bezüglichen Beschlüsse der städtischen Behörden entscheidend sein.
So mussten wir uns denn damit begnügen, von dem Bauwerk zu retten, was noch zu retten ist, nämlich getreue Abbildungen vom äussern und inneren Zustand herzustellen, und dafür hat das Museum thnnlichst gesorgt.
Die hier vorliegenden, von unserem Mitglied Herrn Photographen Bartels aufgenommenen Photographien, werden nicht blos heute Abend zur Ansicht dienen, sondern für alle Zukunft das verewigen, was spätere Geschlechter in stadtgeschichtlicher Hinsicht interessieren kann.
Ein kurzer Rückblick auf die Geschichte des Köllnischen Rathauses dürfte hier angebracht sein. Urkundlich ist aus dem Mittel- alter her feststehend, dass im 15. Jahrhundert das Rathaus der Stadt Cöln an der Spree schon an derselben Stelle stand. Es erfuhr im Jahre 1515 eine Erweiterung durch Erbauung einer „Harnischkammer und des Ratsstuhls“. 1612 wurde der mittelalterliche Ban wegen Baufälligkeit abgebrochen und das Rathaus von Grund aus neu erbaut. 1656 erfolgte ein bedeutender Umbau, der bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts vorhielt. Von diesem Bauwerk ist eine Abbildung erhalten, von der ich einen Nachdruck vorzeige. Es erfuhr in den Jahren 1708 bis 1721 aus Anlass der Vereinigung der Städte und der königlichen Bestimmung, dass der vereinigte Magistrat das Köllnische Rathaus beziehen sollte, weitere bedeutende Um- und Anbauten, aus welchen, abgesehen von einigen geringen Fapade-Änd er urigen, das heute noch bestehende Gebäude hervorging. Bei jenem Umbau hatte im Jahre 1710 der Gouverneur, Graf v. Wartensleben, den Grundstein gelegt, den wir jetzt beim Abbruch wiederzufinden hoffen. Das von Grünberg entworfene Bauprojekt kam nicht vollständig zur Aufführung; der Turm wurde nur im Mauerwerk, nicht in der Krönung fertig; der Stadt lag auch nicht mehr viel an der Vervollständigung, denn der neue König hatte noch während des Baues den Sitz des Rats in das Berlinische Rathaus legen lassen und als das Gebäude benutzbar war, kam die Königliche Servis- Kommission, die Militärwache und 1730 das Köllnische Gymnasium hinein. Im oberen Stockwerk etablierte das Regiment Waldeck seine Montierungskammern und seit 1806 befand sich auch die Civilabteilung des königlichen Stadtgerichts darin. 1822 wurde das erste Stockwerk Sitz der Stadtverordneten-Versammlung. Die Stadtverordneten tagten in der Hälfte des gegenwärtigen grossen Saales, der im Jahre 1847 hergestellt wurde, als die Versammlungen öffentlich wurden. An derScharrn- strassenseite befand sich die Ratswage; diese wurde 1821 nach dem Petriplatz gelegt und auf ihrer Stelle erbaute man für die Zwecke des Köllnischen Gymnasiums den noch heute dort stehenden dreistöckigen Anbau.
Am 18. März 1848 wurde das Rathaus der Schauplatz erbitterter Kampfscenen. Bei Erstürmung der vor dem Rathause errichteten