Heft 
(1899) 8
Seite
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Dr. Gustav Albrecht,

Schrecknisse der Schwedenzeit, an die Erhebung des Landvolkes und an die herrlichen Sieg der Brandenburger über die Schweden wach.

Von diesenDenkmalen und Erinnerungen an die Schwedenzeit will ich nun berichten. Einzelne Sternchen sind es, welche ich auf meinen Streifzügen durch die Mark Brandenburg sammelte und welche, zu einem Mosaikbilde vereinigt, eine blasse Anschauung geben, wie nachhaltig die Greuel und Drangsale jener Schwedenzeit sich dem Gedächtnisse der Landbevölkerung eingeprägt haben. Keine Epoche der brandenburgischen Geschichte hat so deutliche Spuren im Lande hinterlassen wie diese, und weder die Zeiten des Fehderechts, die Quitzowzeit, und der Hussiten­kriege, noch die Alte-Fritzenzeit mit ihren Russeneinfällen, oder die Drang­sale der Franzosenzeit sind, obwohl sie schlimm genug waren, so fest im Volksbewusstsein haften geblieben, ein Beweis, dass die Schrecknisse, welche die Schweden über die Mark brachten, ohne Gleichen in den Annalen der märkischen Geschichte gewesen sein müssen. Während die Erinnerungen an die genannten Zeiten sich immer nur in den Gegenden erhalten haben, wo es der Quitzow, die Hussiten, die Russen oder die Fran­zosen sehr arg getrieben hatten, sind die Erinnerungen an die Schweden­zeit über die ganze Mark verbreitet und haben teilweise die anderen Erinnerungen verdrängt oder verwischt.

Die frühesten Erinnerungen stammen aus der Zeit des dreissig- jährigen Krieges, als die Schweden zur Unterstützung der bedrängten protestantischen Glaubensbrüder . herbeieilten und dann, durch die schwankende Politik des Kurfürsten Georg Wilhelm gezwungen, die Mark als feindliches Land behandelten. Am 25. Juni 1630 landete der Schwedenkönig Gustav Adolf mit einem Heere von 15000 Mann auf Usedom, nachdem er vorher die Insel Rügen von den Kaiserlichen befreit hatte, unterwarf Usedom und Wollin und zwang den Pommernherzog Bogislav XIV., sich ihm anzuschliessen und die Festung Stettin abzu­treten. Gustav Adolf vertrieb dann mit leichter Mühe die verwahrlosten Scharen der Kaiserlichen unter dem General v. Schaum bürg aus Pom­mern und rückte in die Neumark ein. Mit offenen Armen wurden die durch strenge Mannszucht sich auszeichnenden Schweden von den Be­wohnern empfangen und ohne viel Schwierigkeiten erreichte der schwe­dische General Hör n das Städtchen Bärwalde, wo er am 13. Jan. 1631 im Namen seines Königs einen Vertrag mit der Krone von Frankreich schloss, nach welchem diese sich verpflichtete jährlich 400000 Rthlr. zu zahlen, wenn Schweden die deutschen Protestanten mit Hilfstruppen in Stärke von 30000 Mann unterstützen würde. Gustav Adolf selbst hatte sich inzwischen nach der Uckermark und nach Mecklenburg gewandt und trieb dort die Kaiserlichen aus dem Lande.

Obwohl durch das energische Vordringen der Schweden die Aus­sichten für die Protestanten sehr günstig standen, zögerte der Kurfürst