Heft 
(1899) 8
Seite
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Denkmale und Erinnerungen an die Schwedenzeit in der Mark.

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von Brandenburg, Georg Wilhelm, aus Furcht vor der Macht des Kaisers doch, sich mit den Schweden zu verbünden, und diesen wurden bei ihrem ferneren Vorrücken überall Schwierigkeiten bereitet. So liess der bran- denburgisclie Kommandant von Küstrin wohl die geschlagenen kaiser­lichen Scharen unter den Wällen der Festung die Oder und die Warthe überschreiten, den Schweden aber wurde dieser Übergang verwehrt. Die Folge davon war, dass verschiedene kaiserliche Regimenter vor dem gänzlichen Untergang gerettet wurden und sich mit dem von Schlesien heranrückenden Tilly, der nach Wallensteins Absetzung kaiserlicher Ge­neralissimus geworden war, vereinigen konnten. Tilly rückte dann, nach­dem er Frankfurt und Landsberg mit starken Besatzungen versehen hatte, gegen Horn, der bei Soldin sein Hauptquartier hatte, vor, um ihn von einer Vereinigung mit Gustav Adolf abzuschneiden, der schwedische Ge­neral zog es aber vor, der Übermacht zu weichen, und ging bis Stargard zurück. Tilly sah von einer weiteren Verfolgung ab und wandte sich nach Mecklenburg, wo seine Scharen grausam hausten, sobald Gustav Adolf jedoch gegen ihn vorrückte, wich er langsam zurück. Die beiden schwedischen Heere vereinigten sich nun, bezogen 1631 zwischen Schwedt und Vierraden ein verschanztes Lager und erwarteten den Angriff der Kaiserlichen, Tilly sah indes die Erfolglosigkeit seiner Unternehmungen bei der Übermacht der Schweden ein und verliess die Mark, um die Be­lagerung von Magdeburg in Angriff zu nehmen. Von den schwedischen Verschanzungen, welche damals am Vierradener Damme angelegt wurden, waren noch in den dreissiger Jahren dieses Jahrhunderts Spuren vorhanden.

Nach dem Abzüge Tillys hatte Gustav Adolf freie Hand. Er be­schloss zunächst die Neumark und das Land längs der Oder endgiltig zu unterwerfen. Er rückte nach Müncheberg, wo er ein Korps Kroaten ver­nichtete, dann nach Lebus, wo er ein Lager bezog und seine Truppen zu einem Sturm auf Frankfurt a/O. sammelte. In der Nacht vom 2. zum 3. April 16 31 rückten die Schweden 18 000 Mann mit zahlreicher Ar­tillerie bis an die Mauern der Vorstädte von Frankfurt und verschanzten sich daselbst. Am nächsten Tage, dem Sonntag Palmarum 1631, nach­mittags 2 Uhr wurde zum Sturm geschritten. Bald waren die Aussen- werke genommen und das Gubener und Lebuser Thor in Stücke geschossen, worauf der General Banner und an anderer Stelle der König mit ihren Soldaten in die Stadt eindrangen. Ein grimmiger Strassenkampf folgte, und nach kurzer Zeit flüchteten die Kaiserlichen Generale Schaumburg und Tiefenbach mit den Trümmern der Besatzung über die Oderbrücke nach Süden bis nach Glogau. Viele Gefangene und grosse Kriegsbeute fielen in die Hände der Schweden. An diese Erstürmung Frankfurts finden sich einige Erinnerungen vor. An dem Georgenkirchlein in der Lebuser Vorstadt sieht man noch heutzutage die Spuren, welche die schwedischen Kugeln während der Beschiessung hinterlassen haben, und