Heft 
(1899) 8
Seite
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Dr. Gustav Albrecht.

am nördlichen Portal der Oberkirche werden die im Mauerwerk be­findlichen Längsrillen vom Volke als Spuren von schwedischen Säbel­hieben gedeutet. Ausserdem erinnert an diese Eroberung auch die Zer­störung des Karthäuser Klosters, von dem nur noch spärliche Reste vorhanden sind.

Den fliehenden Kaiserlichen wurden starke Truppenabteilungen bis zur Grenze nachgeschickt, und wo dieselben auf stärkeren Widerstand stiessen, wie in Krossen und Züllichau, und ihre Geschütze in An­wendung brachten, werden Spuren schwedischer Geschosse im Mauer­werk der Kirchen gezeigt. Krossen brannte um jene Zeit (Mai 1631) durch die Fahrlässigkeit einiger Soldaten von der schwedischen Besatzung fast vollständig ab, und die Erinnerung an diesen Brand erhält dort zu­gleich die Erinnerung an die Schwedenzeit wach.

Die nächste Unternehmung des Königs richtete sich gegen Lands- berg a. W., welches nach mehrtägiger Beschiessung am 16. April 1631 kapitulierte. Auch hier zeigt man an der Kirche noch die Spuren der schwedischen Kugeln. Dann rückte Gustav Adolf weiter in die Mittel­mark hinein und schlug im Schlosse zu Köpenick sein Hauptquartier auf, von wo aus er den Kurfürsten Georg Wilhelm zum Nachgeben zwang, der ihm am 5. Mai die Festung Spandau auslieferte und ihn mit Vor­räten unterstützte. Als Gustav Adolf nun von dem Kurfürsten von Sachsen die Überlassung von Wittenberg als weiteren Stützpunkt seiner Unter­nehmung gegen Magdeburg forderte, zog Johann Georg von Sachsen die Unterhandlungen in die Länge, und während derselben fiel Magdeburg am. Mai 1631 in die Hände der Kaiserlichen. Ob der Schweden­könig sich zu diesen Verhandlungen nach Sachsen begeben hat, ist aus den zeitgenössischen Berichten nicht zu ersehen, doch scheint es der Fall gewesen zu sein, denn im Kreise Luckau beim Dorfe Riedebeck findet sich ein grosser Granitblock, welcher den Namen Schwedentisch trägt und an welchem der König von Schweden bei einer Rast gespeist haben soll.

Dieser sogenannte Schwedentisch steht jetzt etwa 1,5 km südlich von dem bezeichneten Dorfe an der Südwestecke eines Kieferngebüsches, östlich von der Chaussee LuckauFinsterwalde, in der Nähe des Nummer­steins 89,9, durch den ziemlich tiefen, schmalen Graben von ihr getrennt. Ursprünglich stand er 10ü Schritt weiter südlich in der Richtung auf Bornsdorf und 50 Schritt von der Strasse entfernt auf einem jetzt in Ackerland verwandelten Anger. Es ist ein von jungen Birken beschatteter, grauschwarz gesprenkelter Granitblock mit schrägen, noch unverwitterten Sprengflächen, ist 1,20 m breit und ragt 70 cm aus der Erde hervor. 12 cm hoch sind flach die Buchstaben MRS (Mensa Regis Suevorum) ein­geschliffen und mit schwarzer Farbe ausgestrichen; darunter steht, bei-