Heft 
(1899) 8
Seite
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Denkmale und Erinnerungen an die Schwedenzeit in der Mark.

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nahe unlesbar, weil fast völlig in eine breite, wagrecht verlaufende tief­schwarze Ader des Steins eingegraben, die Jahreszahl 1631.*)

Falls die Überlieferung richtig ist und Gustav Adolf hier thatsächlich gerastet hat, müsste es auf einer Reise nach Sachsen, in Begleitung einiger Offiziere und Soldaten geschehen sein, denn mit seinem Heere ist der Schwedenkönig nicht in diese Gegend gekommen. Nach seinem Marsche auf Berlin ist Gustav Adolf nach der Elbe vorgerückt und dann weiter nach Westen und Südwesten, aber nicht wieder nach Nordosten zurückgekehrt. Es Hesse sich jedoch annehmen, das die Buchstaben MRS Memoria Regis Suevorum bedeuten sollen und dass der Stein von einem Verehrer des Schwedenkönigs zum Andenken an die Tliaten desselben er­richtet worden ist. Wie dem auch sei, jedenfalls zeigt die mit dem Stein in Verbindung gebrachte Erzählung von der Rast des Königs, wie fest die Erinnerung an die Schweden auch in jenem Teil der Mark im Volks­bewusstsein wurzelt. Neben den Gräueln und Plagen der Schwedenzeit ist es die heldenmütige Gestalt Gustav Adolfs, welche die Phantasie des Volkes beschäftigt hat. Dies bezeugen auch verschiedene Sagen in anderen Gegenden der Mark. So soll er im Spreewalde an mehreren Orten ein festes Lager gehabt haben (Schulenburg, Wendische Volkssagen S. 30), obwohl er selbst niemals dort gewesen ist, und nach einer allerdings zweifelhaften Überlieferung soll er bei Schildhorn sogar die Havel durch­schwommen haben, um der Gefangenschaft zu entgehen.

Der Fall und die Plünderung Magdeburgs rief unter den Protestanten Deutschlands grosse Bestürzung hervor. Gustav Adolf beschuldigte die Kurfürsten von Brandenburg und Sachsen in öffentlichen Schreiben, dass sie das Unglück verschuldet hätten, und die Folge war, dass Georg Wilhelm aus Furcht vor der kaiserlichen Macht seinen Schwager, den Schwedenkönig, aufforderte, Spandau zu räumen. Gustav Adolf zog zunächst seine Truppen zurück und sammelte sie bei Köpenick, bald darauf aber erschien er am 8. Juni 1631 vor Berlin und drohte, die Stadt zu beschiessen, wenn der Kurfürst nicht nachgeben würde. Unter diesen Umständen blieb dem brandenburgischen Herrscher nichts weiter übrig, als ein Bündnis mit Schweden zu schliessen, die Festungen Spandau und Küstrin zu öffnen, Kriegssteuern zu zahlen und Hilfstruppen zu stellen.

Die Erinnerung an diese Belagerung von Berlin hat sich in der sogenanntenKugelkammer des königlichen Schlosses erhalten. Wie erzählt wird, sollen die Schweden aus Freude über den Abschluss des Bündnisses verschiedene Freudenschüsse abgegeben und hierbei die zur Beschiessung Berlins aufgefahrenen und noch geladenen Kanonen benutzt haben. Die Folge war, dass mehrere Dächer in Berlin von

*) Vg. Frankl Oder-Zeitung vom 23. Oktober 1897.