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Dr. Gustav Albrecht,
schwedischen Kugeln beschädigt wurden. Fünf Vollkugeln schlugen auch durch das Dach des kurfürstlichen Schlosses und fielen in die erwähnte Kammer hinunter, wo sie liegen blieben. Zum Andenken an diesen Vorfall wurden die fünf Geschosse auf einem Gestell aufbewahrt, das seinen Platz unter einem zwischen den Fenstern des Gemaches stehenden Tisch erhielt. Das Gemach führt seitdem den Namen „die Kugelkammer.“
Nach Abschluss des Bündnisses zog Gustav Adolf mit seiner ganzen Truppenmacht nach der Elbe, überschritt sie bei Tangermünde und schlug vom 2. bis 11. Juli sein Hautquartier in der alten Burg Kaiser Karl IV. auf. Diese Thatsache ist in Tangermünde noch vielfach bekannt, nur kann sich die Erinnerung an kein bestimmtes Denkmal heften, da die Burg bei einem späteren Aufenthalt der Schweden im Jahre 1637 niedergebrannt und damit auch das Gebäude, in dem der Schwedenkönig wohnte, vernichtet wurde.
Von Tangermünde aus verjagte Gustav Adolf die Kaiserlichen aus der Altmark, musste aber vor Tilly zurückweichen und bezog ein befestigtes Lager bei Werben a. E. Hier wurde er von Tilly, der aus Thüringen herbeigeeilt war und vom 23. bis 25. Juli sein Hauptquartier in Tangermünde aufgeschlagen hatte, angegriffen, bei welcher Gelegenheit das schwedische Lager stark beschossen wurde. An diese Beschiessung erinnern zwei in der Kirche zu Werben befindliche Fenster mit der Inschrift, dass an dieser Stelle eine Kugel durch die Kirche geflogen sei und die Fenster zertrümmert habe. Ausserdem befindet sich auch an der südlichen Aussenseite der Kirche eine auf die Beschiessung bezügliche Tafel.
Tilly konnte den Schweden keinen Schaden zufügen und wandte sich deshalb nach Sachsen, um den Kurfürsten durch Verwüstung seines Landes zum Bündnis mit dem Kaiser zu bewegen. Er erreichte jedoch das Gegenteil, Johann Georg schloss sich an Schweden an, und Gustav Adolf schlug mit den Sachsen vereint Tilly am 7. September 1631 bei Breitenfeld vollständig aufs Haupt. Dieser Sieg verschaffte der Mark auf einige Zeit Ruhe vor den Kriegsgräueln; Gustav Adolf zog nach dem Süden an den Rhein und die Kaiserlichen mussten ihre Unternehmungen auf Süddeutschland und Schlesien beschränken. Gustav Adolf hat die Mark lebend nicht wiedergesehen. Nachdem er Tilly am Lech zum zweiten Male glänzend geschlagen hatte, lieferte er am 6. November 1632 dem inzwischen zum Generalissimus ernannten Wallenstein bei Lützen eine entscheidende Schlacht, starb aber leider von der Kugel eines baierischen Scharfschützen durchbohrt den Helden-, tod. Seine Leiche wurde auf dem Wege nach der Ostsee auch durch einen Teil der Mark gebracht und in verschiedenen märkischen Kirchen aufgebahrt. Die Stelle, wo der Sarg vor dem Altar gestanden hat, ist