Denkmale und Erinnerungen an die Schwedenzeit in der Mark.
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hatten. Nicht genug, dass die Schweden alles raubten, was sie erlangen konnten, das Vieh forttrieben, die Saaten verderbten und die Gehöfte anzündeten, sie wollten auch verborgene Schätze haben und wandten, um die Leute zum Geständnisse zu bringen, die widerlichsten Grausamkeiten an. Sie prügelten die Bauern nicht nur, sondern schraubten die Finger derselben unter die Hähne ihrer Flinten oder gruben die Menschen bis an den Hals in die Erde ein und Hessen sie in der glühenden Sonnenhitze dürsten. Sie legten ihren Opfern eine Schnur um die Stirn und drehten diese so fest, dass die Augen aus dem Kopfe quollen, oder sie warfen die Leute auf die Erde und füllten ihnen durch einen Trichter solange Wasser oder Unrat in den Mund, bis sie gestanden. Zu diesem sogenannten „Schwedentrunk“ bildete das „Rösten“ ein würdiges Gegenstück. Hierbei wurde das Opfer auf eine Bank gelegt und bei langsamem Strohfeuer solange geröstet, bis es gestand oder — verbrannte. In der alten Burg Neuenhagen bei Oderberg zeigt man noch das Gemach, wo ein schwedischer Oberst den Amtmann rösten liess, um ihn zum Geständnis zu bringen. Und nicht genug an solchen Grausamkeiten, die Soldaten suchten sich in der Erfindung neuer Greuel zu überbieten, und es berührt geradezu ekelhaft, wenn man in alten Chroniken liest, dass Frauen mit den Brüsten angenagelt und Männer an den Schamteilen aufgehängt wurden, dass Kinder aus dem Mutterleibe herausgerissen und an die Wand geschleudert wurden. Wenn man von diesen Grausamkeiten hört, dann versteht man es auch, weshalb gerade die Schwedenzeit ihre Spuren so nachhaltig in das Volksgemüt eingeprägt hat. Wales doch, [als ob die Hölle alle Teufel ausgespieen hätte und die Qualen des jüngsten Gerichts ihren Anfang genommen hätten. Dass die Steine über solche Greuel Blut schwitzten, wie die Chronisten jener Zeit aus Krossen und Frankfurt an der Oder berichten, ist deshalb nicht zu verwundern, zumal die Kaiserlichen den Schweden in Erfindung von Erpressungsmassregeln in keiner Weise nachstanden und gleich ihnen den „Schwedentrunk“ in Anwendung brachten.
Die Mark wurde durch die fortwährenden Greuel so ausgesogen und verödet, dass Baner, als er 1639 die Kaiserlichen nach Sachsen und Böhmen verfolgte, w r eite Umwege machen musste, um nur den nötigen Unterhalt für seine Truppen zu finden. In der gleichen Weise durch Sengen und Brennen, durch masslose Erpressungen und widerwärtige Greuel wurde der Krieg in den folgenden Jahren bis zum Westfälischen Frieden 1648 geführt, Schweden und Kaiserliche wetteiferten miteinander in dem Bestreben, aus dem verarmten Lande soviel als möglich herauszupressen. Die Mark war schutzlos dem Verderben preisgegeben, der Kurfürst w 7 ar nach Preussen geflüchtet, sein Statthalter Graf Adam von Schwarzenberg hatte in der Festung Spandau Zuflucht gesucht, es fehlte an Truppen und an beherzten Führern. Das