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Dr. Gustav Albreeht.
Volk war auf Selbsthülfe angewiesen und hat diese bis in die Zeiten des Grossen Kurfürsten hinein ausgeübt. Wo sich marodierende schwedische Truppen in der Minderzahl zeigten, wurden sie von der Bevölkerung in den Hinterhalt gelockt und niedergemacht. So giebt es einen „Schwedentotschlag“ bei Grimnitz, wo ein schwedischer Offizier im Dunkel der Schorfheide mit seinen Begleitern erschlagen sein soll, so giebt es ein „Schwedengrab“ auf dem Töpferberg bei Burg im Spreewald, wo ein Förster einen schwedischen Reiter niederschoss, so giebt es unzählige „Schwedenschanzen“, welche vom Volke gewöhnlich als Gräber der erschlagenen Schweden bezeichnet werden. Diese sogenannten „Schwedenschanzen“ rühren indes nicht aus der Schwedenzeit her, gewöhnlich sind es germanische oder ' slavische Längswälle, welche zur Verteidigung des Landes angelegt wurden und den Übergang zwischen zwei Seeen oder zwischen Sumpf und See sperren sollen. Gräber schwedischer Offiziereiinden sich in verschiedenen Kirchen, meist sind Sagen mit ihnen verknüpft oder ein Spuk zeigt sich nachts auf der Grabstätte. Ihre Zahl war früher viel grösser, jetzt sind sie meist beseitigt oder vergessen.
An jene Zeit der Schwedenkämpfe erinnern ferner mehrere Grabmale in der Nikolaikirche zu Spandau, einmal die Totenschilde der Nostiz, Brösigke und Quast und die Grabsteine und Totenfahnen der Rihbecks, welche in jener schreckensvollen Epoche Befehlshaber der Veste Spandau waren, dann die grosse wappengeschmückte Grabplatte des Ministers Adam von Schwarzenberg, der in jenen Kriegsläuften Berater des Kurfürsten Georg Wilhelm war. In der Gruft ruht sein Leichnam, aber der Kopf liegt nicht an der richtigen Stelle, sondern auf der Brust, was zu der Sage Veranlassung gegeben hat, der Grosse Kurfürst habe ihn heimlich enthaupten lassen, da er die Schweden ins Land gerufen habe. Wodurch diese Sage entstanden ist, erzählt Theodor Fontane in seinen „Wanderungen durch die Mark“ (Ausg. v. 1892) im 3. Bande auf S. 379 f.
Wie verhasst die schwedischen Bedrücker den Märkern waren, zeigt auch der Fluch „dass dich derSchwed’“, zu ergänzen ist „holen oder quälen möge“, durch welchen der Schwede mit dein Teufel auf eine Stufe gestellt wird, und ferner die Bezeichnung „Alter Schwede“, welche einstmals als schweres Schimpfwort gebraucht wurde. Diese Bezeichnung hat sich bis jetzt erhalten, wird aber nur noch in jovialer, gemütlicher Weise angewendet, und wenn der Berliner sie gebraucht, so will er damit ausdrücken: „Oller K rone nsohn, mir machste nischt vor!“
Frischer noch als an die geschilderte Periode der Schwedenzeit hat sich die Erinnerung au die nach dem westfälischen Frieden folgenden Schwedenkriege und die glorreichen Siege der Brandenburger über die schwedischen Eindringlinge im märkischen Volke wach erhalten. Die Siegesdenkmäler zu Fehrbellin und Hakenberg, die Statuen des Grossen Kurfürsten in Berlin und Rathenow, die Grabdenkmäler seiner berühmten