Heft 
(1899) 8
Seite
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Dr. Gustav Albrecht.

Kurfürsten zum Rücktritt vom Kriege vei'anlasste. Sie breiteten sich über Hinterpommern, die Neumark, Uckermark und Priegnitz aus und verheerten das Land entsetzlich, ohne dass der Statthalter der Mark, Fürst Georg von Anhalt, es mit seinen schwachen Streitkräften verhindern konnte. Die Drangsale und Martern, welche oben geschildert wurden, wiederholten sich aufs neue, und das Volk war wieder auf Selbsthilfe angewiesen. Damals bewaffneten sich die Bauern der Altmark mit Heugabeln, Sensen und Dreschflegeln und schaaiten sich zusammen unter der Fahne mit dem roten brandenburgischen Adler, die den Spruch trug:

Wir sind Bauern von geringem Gut

Und dienen unserm Kurfürsten und Herrn mit unserm Blut.

Sie wollten den Schweden den Übergang über die Elbe wehren, kamen aber nicht zum Kampfe, da der schwedische Oberbefehlshaber erkrankte und vorläufig die Angriffe auf die Altmark eingestellt wurden. In der Kirche des Dorfes Dannefeld am Drömling wird noch eine solche Fahne aus jener Zeit auf bewahrt.

Kaum hatte der Grosse Kurfürst Nachricht von dem Schwedeneinfall erhalten, so brach er am 26. Mai 1675 aus seinem Hauptquartier zu Schweinfurt a. M. auf und zog in Eilmärschen nach Magdeburg, welches er bereits am 11. Juni erreichte. Nach eintägiger Rast erfolgte der Abmarsch einer ausgewählten Schar von 60(1) Kürassieren, 1600 Dra­gonern und 1200 Musketieren, welche auf Wagen befördert wurden, nach Rathenow, um hier das schwedische Centrum zu durchbrechen. Die Schweden waren inzwischen bis zur Havel vorgerückt, ihr rechter Flügel stand in Havelberg, ihr linker in Brandenburg, und diese Linie suchte der Grosse Kurfürst in der Mitte bei Rathenow zu sprengen. Man zeigt im Westhavellande an den Orten, wo die Schweden gewesen sind, Be­festigungen, welche diese angelegt haben sollen, meist Burgwälle oder Längswälle, die vorher erwähnten Scliwedenschanzen, so eine dreifache Walllinie am Bolmenlandsee nördlich von der Stadt Brandenburg und einen Burgwall am Riewendtsee. Die Unternehmung des Kurfürsten glückte vollständig. Unbemerkt gelangte er die Havel abwärts bis nach Rathenow, welches in der Frühe des 15. Juni von Derfflingers Dragonern über­rumpelt und eingenommen wurde.

Eilig zogen sich die Schweden zurück, um die Übergänge über den Rh\in und durch das Luch zu gewinnen, während der Oberbefehlshaber von Havelberg nach Ruppin aufbrach. Dem Grossen Kurfürsten musste vor allem daran liegen, die Vereinigung der beiden Heereskörper zu ver­hindern, er liess, während er vorrückte, durch vorgeschobene Patrouillen, die auf wenig bekannten Wegen das Luch durcheilten, alle Brücken und Dämme im Luch vernichten, und erreichte die schwedische Nachhut beim Dorfe Gohlitz im Westhavelland. Diese hielt ihn aber so lange auf, bis das Hauptheer den Nauener Damm überschritten hatte. In Eil-