Wanderfahrt des Märkischen Museums.
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brannten Lehmpatzen die Veranlassung dazu gegeben. Genaue Angaben vermag niemand im Dorfe zu geben, und selbst die Sache mit dem ehemaligen Burgwall ist ziemlich unsicher, denn niemand vermag sich seiner zu entsinnen und auch die ältesten Leute können nicht sagen, wann die Abtragung desselben erfolgt ist. Hierzu kommt, dass in älteren Schriften kein Burgwall in dieser Gegend erwähnt wird. Man muss also die Angaben über den Burgwall mit Vorsicht aufnehmen, zumal die Untersuchung am 7. Mai 1899 keinen Anhalt für das Vorhandensein einer slavischen Niederlassung — und als solche würde doch ein Burgwall im Sumpfgebiet zu betrachten sein — ergeben hat. Es wurden nämlich ausser einigen Scherben des christlichen Mittelalters (12.— 14. Jahrhundert) nur Gefässreste von vor- slavischem Typus gefunden, dagegen gar keine slavischen Überreste. Die vor slavischen Reste, verzierte und unverzierte Scherben, Rand- und Henkelteile, sind von Geheimrat Friedei eingehend untersucht worden und gehören nach seiner Ansicht dem niederlausitzer Typus im weiteren Sinne an. Da es sich bei der Genshagener Stelle um keinen Begräbnisort handelt, sondern um eine Wohnstätte, wie andere Fundslücke ergeben, so hat man es hier mit einer vorslavisdien Ansiedelungsstätte etwa aus dem (i. Jahrhundert vor Chr. Geburt zu thun. Dies ist von grosser Wichtigkeit. Niederlausitzer Gräberfelder hat man ja häufig aufgefunden und untersucht, Ansiedelungen dieser Art sind jedoch sehr selten, und die Genshagener Stelle, welche an manche der Borchelte in der Niederlausitz erinnert, nimmt deshalb einen bedeutenden Rang in der märkischen Prähistorie ein.
Ausser den erwähnten Überresten wurden noch folgende Gegenstände, welche gleichfalls auf eine Ansiedelungsstelle hinweisen, auf dem Ackerstück gefunden: 2 Fragmente von Reibesteinen, ein Webegewieht von Thon von plattovaler Form und in der Länge durchbohrt und zahlreiche im Feuer geplatzte Herdsteine. Letztere mögen wohl mit Veranlassung gegeben haben, dass die Tradition von einer alten Burg entstand. Welchem Volksstamme die Bewohner der Genslmgener Ansiedelung angehörten, lässt sich ohne weiteres nicht feststellen. Es läge sehr nahe, sie nach ähnlichen Funden im Havelgebiet als Germanen zu bezeichnen, da indes der germanische Ursprung der niederlausitzer Gräberfelder in neuerer Zeit bestritten wird, so muss die Beantwortung dieser Frage noch offen bleiben. Germanischer Herkunft ist aber ein Fund, der vor einiger Zeit in einer Sandgrube des Dorfes Genshagen gemacht wurde und dessen Bruchstücke dem Museum vom Lehrer .Jordan überwiesen wurden. Es sind die Scherben einer grossen platten Urne mit Leichenbrand und eine eiserne Lanzenspitze, welche in letzterem gelegen hatte. Nach Geheimrat Friedeis Ansicht handelt es sich bei diesem Funde um ein Einzelgrab aus der Völkerwanderungszeit (3. oder 4. Jahrhundert nach Chr. Geb.).
Das Dorf Genshagen, dessen Kirche vorher von den Teilnehmern der Wanderfahrt besichtigt wurden war, charakterisiert sich sowohl durch seine Anlage, wie durch seinen Namen als deutsche Gründung und ist vermutlich durch die von den Askaniern herbeigerufenen holländischen Kolonisten angelegt worden. Auf diesen Ursprung weist auch die Namensform Janshagen