Kleine Mitteilungen.
296
Liebesgeschichte anfbaut, die aber schon a. a. O. abgedruckt ist und hier übergangen werden darf. Weniger bekannt ist es aber, dass der geheimnisvolle Stein noch vor wenigen Wochen eine regelrechte Gespenstergeschichte hat entstehen hissen, die zwar bald sich als ganz natürliches Ereignis auf- klürte, jedoch bezeugt, mit welcher Beharrlichkeit die Phantasie des Volkes an den einmal überkommenen geheimnisvollen Überlieferungen der Urzeit hängt.
Einige Wochen vor der Übergabe des Steines an die Mark Brandenburg hatte der damalige Besitzer des Steines in der Nähe desselben nach kleinen Findlingen gegraben und diese aufgeschichtet. Von dem etwa 100 m entfernten Wege wurde diese Veränderung von Schulkindern bemerkt und plötzlich war die auch an anderen Stellen Deutschlands nicht fremde Sage wieder lebendig, dass ein schwarzer Hund bei dem Steine läge. Der Besitzer, der mir das Ereignis erzählte, hatte keine Ahnung davon, bis ihm eine Frau, der die erschreckten Kinder die Nachricht zugetragen und die nun auch von dem Dasein des geheimnisvollen Hundes überzeugt war, die Kunde brachte. Es soll aber, nachdem der vormalige Besitzer mit der Frau selbst an Ort und Stelle war, noch vierzehn Tage gedauert haben, bevor sich die Kinder wieder ohne Angst vorüber wagten. R M.
Volkstümliche Geschichtsklitterung. Bekannt ist die Erzählung, dass der fanatische Herzog Alba, als er mit Karl V. in Wittenberg eingezogen war, gern den Leichnam des Reformators aus dem Grabe gerissen und seine Gebeine in alle Winde zerstreut hätte, dass ihm aber von dem Kaiser geantwortet wäre: er führe nicht mit Toten, sondern mit Lebenden Krieg. Wie diese Erzählung sich im Volke erhalten und umgebildet hat, bezeugt eine Überlieferung, die mir von einem Jagdgehülfen in Niemeck mit- geteilt wurde. Nach derselben hat der Herzog von „Astua“ den Leichnam herausnelnnen wollen, aber der Kaiser hätte dies verboten. Da ist denn der Herzog nachts wieder gekommen und hat den Leichnam herausgeholt. Wenn auch, was nicht ausgeschlossen, der Berichterstatter von der geschichtlichen Anekdote irgendwo gelesen und seinen Schluss aus schwacher Erinnerung selbst gebildet hat, so ist doch dieser Schluss so echt aus dein allgemeinen Volksleben herausgekeimt, dass der Erzähler ganz erregt wurde, als ich vorsichtig die Möglichkeit erwähnte, der Leichnam sei am Ende doch noch in der Gruft. R. M.
Für die Redaktion: Dr. Eduard Zache, Cüstriner Platz 9. — Die Einsender haben den sachlichen Inhalt ihrer Mitteilungen zu vertreten.
Druck von P. Stankiewicz’ Buchdruckerei, Berlin Bemburgerstrasse 14.