Heft 
(1899) 8
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0. (4. ordentl.) Versammlung des VIII. Vereinsjahres.

So erfüllt die Stadt die ganze, immerhin jedoch noch Uber 7 S bis */, Meilen breite Thalenge zwischen dem Friedrichshain ini Norden und der Hasenheide im Süden. Erst seit Anfang der siebziger Jahre dieses Jahr­hunderts, als Berlin mit einem Schlage zur Weltstadt wurde, begann es auch diese von der Natur gezogenen Grenzen zu überschreiten und sich beider­seits mit seinen Bauten auf die Höhe hinauf zu ziehen, auf der sie sich nun mit ihren Vororten zu vereinigen bestrebt scheint.

Den näheren Verlauf der drei Hauptthfller im Bereiche der weiteren Umgegend Berlins giebt auf Grund der gegenwärtig in der zweiten Auflage von der Königlichen geologischen Landesanstalt herausgegebenengeo­logischen Übersichtskarte der Umgegend von Berlin die als Er­läuterung dazu dienende Abhandlung des VerfassersGeognostische Be­schreibung der Gegend von Berlin. Sie bietet überhaupt einen voll­ständigen Überblick der ehemaligen, sehr abweichenden Wasserverhältnisse genannter Gegend und zeigt die allmähliche, in verschiedene Stadien zer­fallende Entwickelung der jetzigen, nur in diesem genetischen Zusammen­hänge wirklich verständlichen Wasserläufe.

Betrachten wir nur hier in aller Kürze den Ausgang dieser allmählichen Entwickelung. Wie solches an einer anderen Stelle (Zeitschrift d. d. geol. Gesellsch. XXXI 1879 S. 17) angedeutet ist, war das nördliche, das Ebers- walder Hauptthal das jüngste, mit dem nach Norden zurückrüekenden Rande des Eises der Diluvialzeit zuletzt entstandene. Die Entstehung dieses dritten, bis w eit nach Russland hinein aufwärts zu verfolgenden Thaies musste natür­lich den Fortbestand des Berliner Hauptstromes ebenso in Frage stellen, wie die Entwickelung des letzteren einst den des Baruther Stromes. Sobald mit Hilfe einer der nördlichen Rinnen der noch heute aus jeder guten oro- graphischen Karte erkennbare Durchbrach bei Frankfurt a. 0. stattgefunden hatte und sämtliche von östlich Frankfurts herkommende Wasser somit durch das Eberswalder Thal strömten, kann noch eine Zeit lang dieser Hauptstrom, von Ebersw r alde kommend, Uber Oranienburg an Velten, Bötzow r und Wans­dorf vorüber, das einst schmälere Ilavelthal erweiternd, durch den unteren Teil des Berliner Thaies sich ins Havelluch ergossen haben; ja, ein Blick auf die geognostischen wie orographischen Verhältnisse dieses verbreiterten Teiles des Havelthaies zwingt zu dieser Annahme. Bald aber gewann der Hauptstrom über die von Norden herabkommenden Havelwasser die Ober­hand, wusch sich sein breites Bette durch das Rhinluch unter Aufnahme des Rhin unmittelbar nach Westen und verlegte so die Mündung der Havel aber­mals (a. a. O. S. 19) um ein erhebliches nördlicher. In dem Berliner Thale blieb nur die von Süden aus dem Lausitzer Berglande kommende Spree mit den südlichen Nebenflüsschen, Dahme (wendische Spree) und Nuthe. Natür­lich aber setzte sie ihren Lauf innerhalb des breiten Thaies, damals noch in der Richtung über Spandau, an Nauen vorüber, selbständig zum Havel­luche fort.

Ein viertes, bereits die Alluvialzeit beginnendes Stadium trat endlich ein mit dem Durchbruche der Gewässer bei dem heutigen Oderberg und Hohen-Saaten durch das tiefe Thal eines bisher von Norden gekommenen Nebenflusses, das jetzige untere Oderthal. Auch das Eberswalder Thal wurde