9. (4. ordentl.) Versammlung des VIII. Vereinsjahres.
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dadurch unterhalb des Durchbruches ein totes Thal. Die aus den Höhen bei Biesenthal von Süden her kommende kleine Finow wusch sich, gezwungen durch die sich bald zwischen der heutigen Oder und Havel im Thale bildende Wasserscheide, allmählich ein eigenes Bett zur Oder hinab, während die Havel mit ihren noch heute zu Zeiten recht reichlichen Wassern sehr bald, ihrer Nord-Süd-Richtung entsprechend, ihr altes Thal bis Spandau wieder fand. Versandungen des Spreebettes bei und unterhalb Spandau waren die notwendige Folge des rechtwinkligen Zusannnenstosses beider Flüsse, bei dem sehr bald die weit reichlicheren Havelwasser den Sieg davontrugen, ihren alten Weg nach Süden durch die tief ausgefurchte Seenrinne zwischen Spandau und Potsdam fortsetzten, die Nuthe von links her als Nebenflüsschen aufnahmen und erst vom Schwielowsce aus, • wo ihr altes, aus dem ersten Stadium stammendes Bett (&. a. 0. S. 13) bereits zu hoch lag, auch von namhaften Flugsandanhäufungen versperrt war, der allgemeinen Neigung nach WNW und den Auswaschungen der einstmals (a. a. 0. S. 17) über Potsdam nach Westen gefluteten Wasser folgten. Die heutigen Wasserverhältnisse waren hiermit voll und ganz eingetreten und damit war auch das orographisehe Bild in seiner Hauptsache zum Abschluss gebracht.
Betrachten wir nun den Verlauf des mittleren, des Berliner Ilauptthales, dem die Stadt selbst angehört, näher, so sehen wir dasselbe die vorhin angezogene geologische Übersichtskarte der Umgegend von Berlin in OSO zu WNW-Richtung quer durchsetzen. Deutlich ist, selbst auf jeder guten orographischen Karte erkennbur, von Osten beginnend, der Nordrand südlich Rüdersdorfs ausgeprägt, von wo er, über die Woltersdorfer Schleuse, Schöneiche, Kaulsdorf, Biesdorf, Friedrichsfelde verlaufend, in die nördlichen Stadtteile Berlins eintritt, dessen ehemalige, heute nur noch als Haltestellen der Ringbahn bekannte Thore, das Frankfurter, Landsberger, Königes-, Prenzlauer, Schönhauser und Rosenthaler Thor, genau den Fuss dieses, vor den grossartigen Abtragungen der jüngsten Jahrzehnte weit steileren Nordrandes bezeichnen. Bis zum Humboldtshain des weiteren geradlinig fortsetzend, erleidet er von hier an, zunächst durch den Airstritt des breiten Pankethales, sodann des einst nicht unbedeutenden Ilermsdorfer Fliesses und endlich des breiten Havelthaies in seiner Regelmässigkeit eine namhafte. Unterbrechung. Er wird aber auch hier schon deutlich bei Dalldorf und Schulzendorf wiedererkannt und setzt jenseits des Havelthaies über Pausin, Paaren und Grünc- feld fort.
Dieselbe Unregelmässigkeit, wie sie beim Eintritt des Ranke- und Havel- thales erwähnt wurde, verursacht der Eintritt der heutigen wendischen Spree, auch Dahme genannt, beim östlichen Beginn des südlichen Thalrandes im Rahmen der Karte. Dennoch ist die ursprüngliche Linie desselben noch unzweifelhaft zu erkennen in der Richtung über Alt-Hartmannsdorf, Steinfurt, Neu-Zittau, Gosen, Müggelsheim, sodann Glienicke, Buschkrug, Rixdorf, von wo an die Rollberge, die bekannte Hasenheide und der Kreuzberg den durch die Bauten der letzten dreissig Jahre von Berlin auch erreichten Vorsprung des Südrandes bilden. Die weitere Fortsetzung wird bezeichnet durch die Orte Neu-Schöneberg, Wilmersdorf, die abermals vorspringende Spandauer