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9. (4. ordentl.) Versammlung des VIII. Vereinsjahres.
Verteilung des Ausstellungsstofles im Verhältnis zur zoologischen Systematik zu orientieren. Diese Lücke füllt der Führer aus.
Aus der Geschichte des Zool. Museums sei hervorgehoben, dass, als Friedrich Wilhelm III. 1799 die Universität stiftete, er die in den
K. Kunstkammern aufbewahrten Säugetiere, Vögel, Insekten und Kon- chylien überwies und die Einrichtung eines Zool. Museums im zweiten Geschoss des Universitätsgebäudes genehmigte. Geschenke brasilianischer Tiere von Graf Job. v. Hoffmannsegg jund viele Korallen von Dr. Gerresheim, Ankäufe der berühmten Fischsammlung des Dr. Marcus Elieser Bloch und der Kruster-Sammlung des Predigers Herbst vermehrten die Sammlung, zu deren Ordnung der Dr. Illiger 1810 aus Braunschweig berufen wurde. Derselbe verstarb 1813. Erst 1814, nachdem Professor II. Lichtenstein (Begründer unseres Zoologischen Gartens) die Leitung übernommen, wurde die Sammlung öffentlich zugänglich gemacht. Nach
L. ’s Tod folgte Professor Wilhelm Peters und nach dessen Abscheiden Karl Möbius 1893 in der Direktion. Der wissenschaftlichen Bedeutung und der eminenten Verwaltungsbefähigung des Geheimrat Dr. Möbius verdankt die Schau-Sammlung ihre glänzende Ordnung in dem neuen Museumsban an der Invalidenstrasse/ der freilich sowohl in seiner baulichen Disposition wie in seinen Lichtverhältnissen manches zu wünschen übrig lässt, gerade wie die Nachbarmuseen der Geologischen Landesanstalt und der Landwirtschaftlichen Hochschule.
10. „Zur Geschichte des anatomischen Unterrichts in Berlin. Rede zur Gedächtnisfeier des Stifters der Berliner Universität König Friedrich Wilhelm III. in der Aula derselben am 3. August 1899 gehalten von Wilhelm Waldeyer“.
Es trifft merkwürdig überein, dass ungefähr um dieselbe Zeit, wo ich im Monatsblatt der Brandenburgia Sept. 1899 S. 213—216 aus den Akten der Städtischen Armen-Direktion 7 Urkunden abdruckte, welche sich auf die Lieferung von Leichnamen an die Berliner Anatomie beziehen, und die Jahre 1718 bis 1725 umfassen, der Direktor des Anatomischen Instituts ausführliche Nachrichten über dasselbe mitteilte. Das Theatrum anatomicum in Berlin wurde fast genau 100 Jahre vor Stiftung der Universität Berlin ins Leben gerufen. An dem 1713 unter Friedrich Wilhelm I. eingerichteten Anatomiegebäude Ecke Dorotheen- und Charlotten-Strasse, jetzt ein Pavillon der Garde du Corps-Kaserne, lautete der Schluss: „In exercitus populique salutem civium hospitum- (jue commodum“. Das Heer wird zuerst genannt, denn auf die Ausbildung tüchtiger Militär-Chirurgen und -Aerzte war es in erster Linie abgesehen.
1827 wurde das dem Dr. med. Mockert gehörige Haus „Hinter der Garnisonkirche“ Nr. 1 als Anatomie eingerichtet. In den alten unzulänglichen Räumlichkeiten, deren ich mich vom Augenschein her noch