Heft 
(1899) 8
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9. (4. ordentl.) Versammlung des VIII. Vereinsjahres.

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sehr wohl entsinne*), blieb das Institut, bis 1865 der Neubau im Kgl. Tierarznei-Schulgarten beziehbar war. Zwanzig Jahre später genügte auch dieser stattliche Bau nicht mehr; zwei neue Flügel wurden ge­wonnen, einer durch Anbau, der andere durch Verlegung der für die Staatsarzneikunde bestimmten Räume; und 1892 wurde eine Schwester­anstalt, das anatomisch-biologische Institut, in unmittelbarer Nähe des anatomischen Instituts im Neubau vollendet und ihrem Direktor Oskar Hertwig übergeben.

Dies sind nur einzelne geschichtliche Notizen aus der an solchen überreichen, trefflichen Arbeit des gelehrten Herrn Verfassers.

11. Aus dem Nachlass von Willibald Alexis bringt der Bär, Illustrierte Wochenschrift für Geschichte und modernes Leben, (Verlag unseres Mitgliedes Friedrich Schirmer, Berlin SW., 13, Neuen- burgerstr. 14a) einen sehr interessanten bisher noch nicht veröffentlichten Aufsatz über Heringsdorf. Willibald Alexis war einer der ersten, die auf die schöne Lage von Heringsdorf aufmerksam wurden und sich dort ansiedelten. Jahr für Jahr ging er auf einige Wochen dorthin und verlebte am Strande der Ostsee schöne, glückliche Stunden. Aber er that auch mancherlei, um das Bad in Blüte zu bringen, und machte seine zahlreichen Freunde und Bekannten auf die idyllische Lage des Ortes aufmerksam. Da nun auch noch sein eigentlicher Name (Wilhelm Haering) von der Schreibweise abgesehen, mit dem des Badeortes über­einstimmte, so entstand schon früh die Sage, Alexis habe das Bad ge­gründet, und es sei nach ihm benannt worden. Nun hat zwar Alexis selbst in der eleganten BadeplaudereiMeerschaumflocken (Lewalds Badalmanach für 1836) schon einiges über die Gründung und Namen­gebung des Ortes bemerkt; auch haben Wallenstedt und nach ihm Leon­hardt in ihren Beschreibungen des Bades einige historische Notizen ge­geben. Das hinderte aber nicht, dass Alexis nach wie vor in den Auf­sätzen und Litteraturgeschichten (u. a. auch in derAllg. Deutschen Biographie X, 600) als Gründer des Seebades hingestellt wurde. Der vorliegende Aufsatz stammt aus den fünfziger Jahren und wird diese Annahme nun endgiltig vernichten. Schon aus diesem Grunde, aber auch wegen mancher anderen interessanten Mitteilungen, wird er hoffent­lich allen Freunden des Dichters und des Seebades Heringsdorf will­kommen sein.

*) So unfreundlich und karg die Anatomieräume in dem alten Kasten hinter der Anatomie waren, so fidel gestaltete sich das Leben der Jünger des Aeskulap. Ich entsinne mich, mehrere Anatomie-Bälle um 1860 mitgemacht zu haben. Die Tänzer waren Studenten, die Tänzerinnen meist Mädels aus einer benachbarten Tabaksfabrik. Um Mitternacht wurde der Oberwärter der Anatomie, Apel, als Amor verkleidet, mit zwei riesigen Flügeln ausgestattet, an der Decke des Saales an einem Stricke hoch­gehoben um von hier Blumensträusse und Bonbons auszustreuen und dann erreichte der eigentlich recht harmlose Jubel seinen Höhepunkt.