Heft 
(1899) 8
Seite
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Die Geschichte der märkischen Bienenzucht.

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Es möge mir daher vergönnt sein, hier einiges über die Geschichte der märkischen Bienenzucht und über die Art und den Umfang der Imkerei in der jetzigen Mark zu berichten.

Die märkische Bienenzucht hat schon eine bald tausendjährige Ge­schichte; und gleich die erste Nachricht giebt uns Kunde, wie gross vor beinahe 1030 Jahren der Honigertrag in der Mark gewesen sein muss.

Am 28. Juli 965 schenkte Kaiser Otto I der von ihm gestifteten Benedictinerabtei des heiligen Mauritius zu Magdeburg den Honigzehnten in der Lausitz (Lusici), dem unteren Spreegebiet (Zpriawani), der Zauche (Plonum) und der Umgegend von Havelberg (Nieletici). So meldet uns eine noch heute erhaltene Urkunde.

Von wie bedeutendem Werte die Schenkung Ottos des Ersten ge­wesen sein muss, geht nicht nur aus der Form der Stiftungsurkunde, sondern auch daraus hervor, dass unter der Regierung Albrechts des Bären, beinahe 200 Jahre später, eine feierliche Erneuerung ausgesprochen wurde. Am 11. Oktober 1137 stellte nämlich Papst Innocenz II dem Erzstitte Magdeburg eine Bulle darüber aus, dass er diesem die Schenkung des Kaisers Ottos des Ersten bestätige.

Über die Art, wie die Bienenzucht bei uns in der ältesten Zeit be­trieben worden ist, sind wir aus den mannigfachen Geschichtsquellen gut unterrichtet. Man trieb ZeidelWirtschaft d. h. Waldbienenzucht. Starke Kiefern wurden unterhalb der Krone ausgehöhlt; die Höhlung wurde sodann mit einem Brette versehen, das nur eine kleine Öffnung zum Ein- und Ausfluge der Bienen hatte. Diese ausgehöhlten Stämme wurden entweder von den schwärmenden Bienen selbst aufgesucht oder vom Bienenhalter mit Volk besetzt. Diese Betriebsart, die noch jetzt in slavischem Ländern verbreitet ist, war bei den Wenden der Mark und ebenso auch bei denen Schlesiens, Pommerns und Mecklenburgs all­gemein üblich.

Durch die Einführung des Christentums und die Unterwerfung der Wenden wurde in der Mark die von Alters her übliche Waldbienenzucht nicht vermindert, sondern eher gesteigert. Die Klöster erhoben von den wendischen Zeidlern Steuern an Honig und Wachs. Der Honig diente zum Würzen der Speisen an Stelle unseres Zuckers und zur Bereitung des bei Slaven und Deutschen gleich verbreiteten und allgemein hoch- geschätzten Getränkes, des Metlis. Das Wachs wurde von der Kirche zur Herstellung der für viele gottesdienstliche Handlungen erforderlichen Kerzen gebraucht.

Die Klöster hielten daher ihre Untergebenen zu regelmässigen Lieferungen von Wachs und Honig an. Nach einer Urkunde aus dem Jahre 1130 musste im Dorfe Niemitsch bei Guben jeder der daselbst ansässigen wendischen Zeidler dem Kloster in Nienburg an der Saale,