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Professor Karl Mflllenhoff.
— Sie werden sich wohl das Monopol für den Honig- und Wachshandel erworben haben, weil gerade dieser Handel besonders viel Gewinn abwarf.
Während die Fabrikation der Wachskerzen in den Klöstern und Städten im Grossen betrieben wurde und der Handel mit Honig und Wachs von den wohlhabendsten Gildemitgliedern betrieben wurde, blieb die eigentliche Bienenzucht eine Arbeit für die kleinen Leute. Die Zeidler gehörten fast durchweg zu den Leibeigenen, sie waren zins- und dienstpflichtige, d. h. hörige Leute. Auch in den Städten war dies der Fall. In Lübben z. B. wohnten sie während des fünfzehnten Jahrhunderts ausserhalb der Stadtmauer und mussten mit Hand und Gespann besondere Dienste für die Stadt leisten; sie entrichteten eine Naturabgabe an Honig, und diese Abgabe, die sogenaunte Iloniggulde, lag als bestimmte Last auf der einzelnen Besitzung. Der Zeidler war also hörig.
Im Jahre 1480 stellte der Magistrat von Lübben ein Zeugnis aus, dass Paul Schuster, der sich zu Lubrasse (Lieberose) niederlassen wollte und der aus Gross-Luboltz, einem Zeidelgute gebürtig war, sich gegen den Landvogt von der Honigguide losgekauft habe. Offenbar bedurfte es dieses Zeugnisses für den Paul Schuster, damit derselbe als freier Mann in Lieberose aufgenommen wurde. — Im Jahre 1480 liess sich Hans Lübick von Hartmannsdorf in Lübben nieder und demgemäss trug der Rat die demselben von dem Landvogt Jarislav von Sternberg 1477 ausgestellte Loskaufungsurkunde in das Stadtbuch ein. — 1479 wurde Jakob Krüger aus Knigan, 1481 Hans der Richter von Groditsch von der Honigguide befreit und 1542 sprach Graf Schlick den Georg Borch, seinen Sohn Andreas Borch und die Kinder desselben zu Luboltz von der Honighaltergesellschaft frei.
Früh schon vereinigten sich in den verschiedensten Gegenden der Mark die Zeidler zu grösseren Verbänden; sie bildeten Genossenschaften mit ähnlichen Rechten und Pflichten, wie sie die Zünfte besassen; doch wurden die Zeidlergesellschaften nicht zu den freien Zünften gezählt, offenbar weil unter den Zeidlern sich vielfach Leibeigene und andere Unfreie befanden.
Bereits aus dem 14. und 15. Jahrhundert sind uns Nachrichten über märkische Zeidlergesellschaften überliefert.
In der Kurmark, die einer der bedeutendsten Zeidelplätze war, hielten sie bis in das 17. Jahrhundert hinein alljährlich eine Zusammenkunft in Kienbaum. Am Sonntag nach Bernhardi, so schreibt gegen Ende des 16. Jahrhunderts Colerus, versammeln sich zu Kienbaum jenseits Lutenberga viele Zeidler. Sie kommen von Beeskow, Storkow, Fürstenwalde, Köpenick und da umher. Da geben sie dem Kurfürsten 4 Tonnen Honig oder wenn sie nicht Honig entrichten können, so zahlen sie dafür 86 Thaler aus. Dann richten und urteilen sie untereinander.