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Professor Karl Möllenhoff.
werda und in der Herrschaft Muskau die Bienenwirtschaft im grossen Massstabe betrieben wurde. Ausserdem war noch der grosse Keichswald bei Nürnberg der noch jetzt über 90 000 Morgen (etwa 4 Quadratmeilen) gross ist, eine Zeidelstätte von grosser Bedeutung.
Auf die Geschichte des Zeidelwesens in den Nachbarländern soll hier nicht eingegangen werden, doch ist es notwendig auf einen Punkt hinzuweisen, der für die Geschichte unserer märkischen Bienenzucht von allergrösster Bedeutung ist.
Ebenso wie die Mark Brandenburg war auch Mecklenburg, Pommern und die Oberlausitz, ja selbst das Gebiet des Nürnberger Reichswaldes Jahrhunderte lang von einer slavischen Bevölkerung bewohnt. Und in allen diesen Ländern war die Bienenzucht durch die Slaven bereits betrieben worden, bevor die Einwanderung der Deutschen und die Unterjochung und Germanisirung der Slaven erfolgte. Daran lassen die zahlreich vorliegenden geschichtlichen Zeugnisse keinen Zweifel zu. Ja es ist sogar 1 die besondere Art der Waldbienenzucht durch die Slaven, unabhängig von den Deutschen, ausgebildet worden und die deutschen Eroberer dieser Länder lernten diese besondere Betriebsart erst von den Slaven. So kam es, dass Bezeichnungen für die Zeidlerwürden: Starost Pseheradnik und Schuppan, sowie auch das Wort Zeideln selbst slavischen ' Ursprungs sind.
Das Wort Zeidler, althochdeutsch zidaläri ist aus dem Germanischen nicht zu erklären; es fehlt daher auch im englischen, holländischen, dänischen und den anderen germanischen Sprachen. Es erscheint erst im 10. Jahrhundert und zwar ausschliesslich im deutschen Osten, da wo Slaven und Deutsche sich unmittelbar berühren. Es kann daher kein Zweifel sein, dass Wort und Sache von Haus aus slavisch war. Slaven waren es, die ehedem in den Waldungen ihrer Heimat den sie erfüllenden Bienenschwärmen nachgingen zu süsser Speise und Meth- bereitung und nachmals als jene Urwaldungen durch die Kultur sich lichteten, in den gebliebenen Wäldern die Waldbienenzucht pflegten und den Westen mit Honig und Wachs versorgten. (Solch ein Bienzüchter hiess slavisch vcefari gesprochen Dscheddlari; die Deutschen lernten diese von den Slaven betriebene Art der Bienenbehandlung von diesen und gaben dem slavischen Ausdruck eine Form, wie sie dem deutschen Ohre und der deutschen Zunge bequem ist. Das Nähere s. bei Schade, Altdeutsches Wörterbuch, unter zidaläri.)
Aber wenn auch die Deutschen bei den Slaven eine eigenartig entwickelte und blühende Bienenzucht vorfanden und von den slavischen Zeidlern manches lernten, so haben sie doch keineswegs die Biene erst durch die Slaven kennen lernen. Schon seit den ältesten Zeiten kannten, wie die sämtlichen anderen germanischen Völker, so auch die Deutschen, die Biene und ihre Zucht. Das beweisen die zahlreichen, zum Teil schon