Heft 
(1899) 8
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Die Geschichte der märkischen Bienenzucht.

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aus dem fünften Jahrhundert stammenden Gesetze, welche die Rechts­verhältnisse bei der Bienenzucht ordnen, wie die der salischen Franken, der Alemannen, Bajuwaren, Sachsen, Angelsachsen und Jüten. Das beweisen ausserdem die durchaus rein germanischen Worte: Biene und Imme (Einzeltier und Schwarm bedeutend), Drohne, Weiser (Königin), Beute (Bienenwohnung), Wabe (d. h. Gewebe). Zugleich zeigt der Um­stand, dass kein einziger auf die Biene und ihre Zucht bezüglicher Aus­druck aus dem Lateinischen stammt, dass die germanischen Völker ihre Bienenkunde nicht etwa den Römern verdanken, wie es oft behauptet worden ist.

Durch Pvtheas von Massilia erfahren wir, dass er bereits zur Zeit Alexanders des Grossen bei den Germanen an der Emsmündung die Verwendung des Honigs zur Methbereitung angetroffen habe; zahlreiche Nachrichten der römischen Schriftsteller geben uns Kunde von der Häufigkeit der Biene und der enormen Grösse der Waben im Gebiete des Rheins und der Weser. Es ist daher wohl nicht daran zu zweifeln, dass ebenso wie im westlichen Deutschland auch im Gebiete der Havel und Spree, sowie der Oder wilde Bienen in den Wäldern vorgekommen und von den germanischen Urbewohnern dieser Landstriche benutzt worden sind. Doch sind uns darüber bestimmte Nachrichten nicht er­halten lind wir dürfen nach dem oben Ausgeführten wohl als sicher annehmen, dass die grosse Blüte, in der unsere märkische Bienenzucht während des ganzen Mittelalters stand, durch die slavischen Bewohner unserer Mark herbeigeführt und Jahrhunderte lang unterhalten worden ist.

Doch sollte diese Blüte nicht dauern. Im sechzehnten Jahrhundert begann wie im ganzen übrigen Deutschland so auch in der Mark für die Bienenzucht eine Zeit des Niederganges. Mancherlei Urkunden be­zeugen dieses für unsere Provinz.

Die Einwohner des Dorfes Lietzow (Charlottenburg) hatten das Recht im Grunewald Honigbeuten zu halten, wofür ein Jeder alljährlich eine Tonne Honig 'entrichten musste. Allmählich gaben sie diesen Er­werbszweig auf und 1550 erklärte der letzte Zeidler, dass er nicht mehr zeidein wollte. Im Jahre 1574 erwähnt der Bericht über die Münche- berger Kirchenvisitation, dass der Ertrag der Zeidelheide der Kirche gehöre. Doch ist der Nutzen gering, denndie Gottesleute müssen zu­weilen für die Zeidelheide mehr aufwenden, als sie einträgt. Zuweilen lässt sich sogar die Grösse des Rückganges des Bienenzuchtbetriebes für eine einzelne Gegend zahlenmässig feststellen. So betrug im Jahre 1368 die Zahl der Honigbeuten, die Heinrich von Birkholz im Fürsten- walder Stadtwald hatte 1020 Stück (17 Schock). Und noch im Jahre 1510 wo Christoph von Birkholz seinen Anteil an den Gütern Mark- grafenpieske, Spreenhagen, Hartmannsdorf und Wernsdorf an den Kur­fürsten Joachim verkaufte, wurde der Ertrag der Zeidelheide auf jährlich