Professor Karl Müllenhoff.
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18 Gulden berechnet. Der Zeidelbetrieb hatte sich, wie man hieraus schliessen kann, bis 1510 unvermindert erhalten. Im Jahre 1588 waren aber anstatt der 1020 nur noch 187 Bienenvölker vorhanden. Und im Jahre 1605 beklagten sich die Bienenzüchter von Markgrafenpieske, „dass die Fürstemvalder das grosse Holz wegschlügen, so dass die Zeidler keine neuen Beuten mehr anlegen könnten“.
.Es waren mancherlei Gründe, die eine solche Verminderung der Bienenzucht herbeiführten.
Mit der Aufhebung der geistlichen Stiftungen, welche durch die Reformation geschah, fiel der von den zehntpflichtigen Unterthanen gelieferte Honig- und Wachszius fort; es hörte dadurch der bis dahin vielfach bestehende Zwang zum Betriebe der Bienenzucht auf. — Zur katholischen Zeit waren bei Leichenbegängnissen, Vigilien, Seelenmessen und Gedächtnisfeiern aller Art Wachskerzen in grosser Menge verwendet worden; die protestantische Kirche verzichtete auf den Lichterglanz der Wachskerzen bei gottesdienstlichen Handlungen. Die Verminderung des Bedarfes an Wachs beschränkte natürlich die Bienenzucht.
Neben dieser Abnahme des Consums trat zugleich eine Abnahme des Exportes ein. Lange Zeit waren im Mittelalter von Norddeutschlaud aus und speziell von der Mark aus grosse Mengen von Wachs nach Italien, Spanien und anderen fernen Ländern exportiert worden. Über Erfurt nach Nürnberg und von da nach Augsburg ging dieser Verkehr. Die Auffindung des Seeweges nach Ostindien und die Entdeckung von Amerika leiteten jetzt den gesamten Welthandel in andere Bahnen. Die deutschen Binnenstädte verloren ihre führende Stellung für die Vermittelung des Verkehrs. Und, um das Unheil voll zu machen, lieferte jetzt Amerika und Ostasien grosse Mengen von Pflanzenwachs und andere dem Bienenwachs ähnliche und sehr viel wohlfeilere Surrogate.
Auch der,, bis dahin ganz ausschliesslich im Inlande produzierte, Honig erhielt in dieser Zeit eine gefährliche Konkurrenz in dem billigen amerikanischen Honig und dem Zuckerrohr; letzteres war aus Asien nach Amerika eingeführt worden und lieferte jetzt einerseits den anfangs theuren kristallisierten Rohrzucker, andererseits den billigen Syrup.
Die vielen und andauernden Kriege des 16. und 17. Jahrhunderts brachten für die Mark und ganz Deutschland schwere Schädigungen des Betriebes der Honigprodnktion und schliesslich hatte das durch das Elend des dreissigjährigen Krieges verarmte Volk gar gelernt auf den Genuss des Honigs zu verzichten. Ist docli Deutschland noch jetzt inbezug auf den Consum von Süssstoffen das sparsamste aller europäischen Länder.
Selbst dann als nach dem Ende des dreissigjährigen Krieges und nach der Verjagung der Schweden aus der Mark sich der Wohlstand dps.Landes wieder hob und sich ein entschiedener Fortschritt inbezug