Die Geschichte der märkischen Bienenzucht.
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auf Handel und Industrie, Ackerbau und Forstwirtschaft einstellte, wollte : es mit der Bienenzucht nicht vorwärts gehen. Der Grund lag in der » bis dahin üblichen Art des Betriebes. Die beim Zeideln übliche Art? der Bienenzucht verdarb viele Bäume. Die schönsten Kiefern wurden durch die Anlage der Bienenbeuten ausgehöhlt und verstümmelt. Diese Betriebsart war daher nur möglich, so lange das Holz einen sehr geringen Wert hatte, weil man mehr Wald hatte, als man nutzen konnte. Als man aber gegen Ende des 17. Jahrhunderts allmählich anfangen musste, sparsamer mit dem Walde umzugehen, schaffte man die Waldbienenzucht ab, weil sie nicht mehr rentabel war, und das Corpus bonorum vom Jahre 1718 zählt daher das Honiggeld bereits zu den eingegangenen Gefällen.
Der Versuch unserer preussischen Könige zumal Friedrichs des Ersten, Friedrichs des Grossen und Friedrich Wilhelms des Zweiten die Bienenzucht wieder zu heben misslang. Alle Bemühungen der Staatsregierung blieben fruchtlos gegenüber der grossen Billigkeit des Zuckers und dem massenhaften Import des billigen Wachses aus überseeischen Ländern. Der immer weiter fortschreitende Rückgang der Bienenzucht schien unvermeidlich, zumal als infolge der Separation und der grossen Umgestaltung der ganzen Landwirtschaft die alten Brachfelder und Weideplätze verschwanden. Immer mehr wurde, da wo früher die Bienen ») hatten Honig sammeln können, die Kartoffel und die Zuckerrübe gebaut; beide Pflanzen liefern keinen Honig, auch auf den Kornfeldern fand die Biene nicht mehr wie in früheren Zeiten die honigliefernden Ackerunkräuter; es schien als solle gerade die Verbesserung der Landwirtschaft den vollkommenen Untergang der Bienenzucht herbeiführen.
Bereits seit dreihundert Jahren war die Bienenzucht zurückgegangen, da trat in der Mitte dieses Jahrhunderts der so lange erhoffte Umschwung zur Besserung ein. — Im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts war von Swammerdam, Reaumnr und Francois Huber über das Leben und die* Entwickelungsgeschichte der Honigbiene eine Fülle von neuen Entdeckungen veröffentlicht worden; doch waren diese Arbeiten nur dem Männern der wissenschaftlichen Forschung bekannt geworden, die praktischen Bienenzüchter dagegen machten von ihnen keine Anwendung, bis in den 40 er Jahren Dzierzon die Bahn brach. Er fasste die wissenschaftlichen Arbeiten der letzten zweihundert Jahre zu einer vollständigen Lehre von der Biene zusammen, und lehrte zugleich wie man dieses Wissen praktisch zn einer rationellen Bienenbehandlung verwenden könne.
Es würde zu weit führen, die zahlreichen Verbesserungen, die Dzierzon > einführte, im Einzelnen schildern zu wollen; um diese verstehen und würdigen zu können ist es erforderlich, dass man mit dem Leben und Treiben im Bienenvolke genau bekannt ist. Vielleicht ist es mir ver-i