Fragekasten.
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andere Auskunft zu geben, als diejenige, welche bei Dr. W. Feilchenfeld, Rabbiner der Synagogen-Gemeinde Posen: „Systematisches Lehrbuch der israelitischen Religion für die reifere Schuljugend in Religionsschulen und höheren Lehranstalten“, 2. vermehrte Auflage, Posen 1879, S. 56, § 7, wörtlich wie folgt, erteilt wird: „§ 7. in einer späteren Zeit, wenn alle Völker durch Israels Beispiel die reine Gotteserkenntnis und eine vollkommenere Gottesverehrung teils angenommen haben, teils anzunehmen reif sind, indem sie die Mangelhaftigkeit ihrer eigenen Gottesverehrung erkennen, wird auch Israel wieder mit erneuter begeisterter Hingebung an seinen Priesterberuf auf seinem heiligen Boden einen besonderen Gottesstaat bilden, der als solcher von allen Menschen anerkannt, und durch einen von Gott erleuchteten Nachkommen Davids, den Messias (Gesalbten), regiert werden wird. Mit unserem Gottesstaate wird auch der heilige Tempel auf Morijah wiederhergestellt, von welchem, wie ehemals, deutliche göttliche Offenbarungen ausgehen, und indem alle Menschen den einzigen wahren Gott als ihren Herrn anerkennen und in einer Ihm wohlgefälligen Weise anbeten, werden sie als Kinder desselben Vaters untereinander in Frieden und brüderlicher Eintracht leben. — Wann diese herrliche Zeit eintreten wird, ist nur Gott allein bekannt; wir sollen unsere Hoffnung auf dieselbe niemals aufgeben und ihren Eintritt durch einen frommen, gottgefälligen Wandel zu beschleunigen suchen.“ - Auf die in allerneuster Zeit hervorgetretenen Bestrebungen der Zionisten, eine eigene Herrschaft in Palaestina aufzurichten, gehen wir, weil dies ausserhalb des Rahmens der Brandenburg^ liegt, nicht ein.
II. Was T’filllin, was Zitzis, was Mesusah ist? Dr. Feilchenfeld S. 78 giebt folgende Erklärung der aus dem grauen Altertum stammenden Zeichen:
a. „Die T’fillin des Kopfes (am Vorderhaupte über dem Gehirn) und des Armes (auf der unteren Hälfte des linken Oberarmes gegenüber dem Herzen) von jedem volljährigen (13 Jahre alten) männlichen Israeliten mindestens täglich einmal (ausser an Sabbaten und Hauptfesttagen), und zwar mit dem beständigen Gedanken an die Heiligkeit der Abzeichen zu tragen. Es liegen in den T’fillin vorschriftsmässig auf Pergament geschrieben folgende vier Abschnitte der heiligen Torah: 1) 2. B. M., K. 13, V. 1 — 10: Von der Feier des Pessaclifestes und der Befreiung Israels aus Mizrajim durch Gottes erlösenden Arm; 2) 2. B. M., K. 13, V. 11—16: Von der Heiligung der Erstgeborenen und der sichtbaren Erwählung Israels zu Gottes besonderem Eigenthum; 3) 5. B. M., K. 6, V. 4—9: Von der Anerkennung Gottes .'und der Verpflichtung, Ihm zu dienen; 4) 5. B. M. K. 11, V. 13—21: Von der gerechten Vergeltung Gottes“.
b. „Die Zitzis (gewöhnt. Schaufäden, richtiger: Fadengehänge), vorschriftsmässig angefertigte Fäden, die an den vier Zipfeln der (mindestens viereckigen) Kleider männlicher Israeliten herabhängend befestigt werden. (Diese Fäden sind eigentlich mit einer blauen Schnur zu umwinden; deren besondere Farbe ist uns jedoch jetzt nicht mehr genau bekannt) Sie sollen an die besonderen Gottesgebote Israels erinnern und an die pflichtmässige Beschränkung unserer Wünsche durch dieselben“.