io. (6. ausserordentliche) Versammlung des VIIJ. Vereinsjahres.
Freitag, den 17. November 1899, nachmittags 4 Uhr im Deutschen Kolonial- Museum, am Lehrter Bahnhof.
Namens des Vorstandes begrüsste der Vorsitzende Herr Geheim- ratli Friedei die Erschienenen und machte dieselben, als einer der ältesten deutscher Kolonialwirte und Kolonialschriftsteller, auf die von Kur-Brandenburg, speziell zunächst von Berlin aus, vor länger als 200 Jahren eingeleitete überseeische Besiedelung in kurzen Zügen aufmerksam. Der Grosse Kurfürst, dessen genialem Scharfblick wir diese kolonialen Anläufe verdanken, erwarb i. J. 1661 einen Landstrich auf der Goldküste zwischen Axim und dem Kap der Drei Spitzen; 1662 wurde die Afrikanische Handelsgesellschaft gestiftet; 1663 die Veste Gross-Friedrichsburg*) und 1684 das Fort Dorothea erbaut. Im nämlichen Jahre schickten zwei Negerstämme eine Gesandtschaft nach Berlin. 1685 unterwarfen sich die Neger von Taccarara freiwillig dem Kurfürsten, der dort ebenfalls ein Fort anlegte, gleichzeitig auch die Hoheit über Arguin zwischen Kap Blanco und Kap Verde erwarb. 1685 wurde Herr von Besser nach England geschickt, um unter Mitwirkung einiger Hamburger und namentlich des gewandten Juden Texeira eine brandenbur- gisch-ostindische Compagnie zu stiften, und es erhellt aus den Akten, dass
*) Als einzige Erinnerung an den brandenburgischen Besitz von Gross Friedrichsberg besitzt die Sammlung des Zeughauses ein stark verrostetes eisernes branden- burgisches Geschützrohr, welches Kapitän Stubenrauch vor einigen Jahren in den Ruinen des Forts fand und auf einem deutschen Kriegsschiff nach der Heimat zurückführte. — Zu Ehren des um die Gründung der südwestafrikanischen Kolonien hoch verdienten Major Otto Friedrich von der Groben beantragte der Magistrat von Berlin unlängst, eine Strasse an der breiten Oberspree „Gröben-Ufer“ und zu Ehren des tapferen kurbrandenburgischen Seehelden v. Bevern die in das Gröben-Ufer einmündende Strasse „Bevern-Strasse“ zu nennen, Vorschläge, welche S. Majestät der König genehmigte. Dass „Raules Hof“ die Erinnerung an den um brandenburgische Schiffahrt und Seetüchtigkeit verdienten Benjamin Raul6 seit über zwei Jahrhunderten auf dem Stadtteil Friedrichs Werder, welchen der Grosse Kurfürst anlegte, erhält, ist allbekannt, der eigentliche Raules Hof wurde um 1678 von dem General-Direktor der brandenburgischen Marine Benjamin Raule erbaut.
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