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10. (6. ausserordentl.) Versammlung des VIII. Vereinsjahres.
gebrachten Sammlung vaterländischer Altertümer, nur aussereuropäische Gegenstände, Waffen, Schmuck, Gerätschaften der Südsee-Insulaner, chinesische und japanische Seltenheiten, einen Federmantel des Königs der Sandwichsinseln, den er Friedrich Wilhelm III. i. J. 1826 zum Geschenk gemacht, eine Sammlung mexikanischer Kleidungsstücke und Volkstrachtenfiguren, brasilianischen Federschmuck und musikalische Instrumente, indische Götzenbilder u. dgl. Bei der Austeilung der Knnst- kammer sind diese Gegenstände an das Völkermuseum übergegangen.
Während dieses Völkermuseum ausschliesslich wissenschaftliche Zwecke, Förderung der Ethnologie, Anthropologie, Altertumskunde verfolgt, hat sich die Notwendigkeit herausgestellt, nachdem unsere kolonialen Beziehungen erstarkt sind, auch ein eigenes deutsches Kolonialmuseum zu schaffen. Ohne wissenschaftliche Gesichtspunkte von der Hand zu weisen, ist es die eigentliche Aufgabe eines deutschen Kolonialmuseums, neben dem äusserlichen Aussehen der deutschen Kolonien in seinen charakteristischen Zügen, vor allem den volkswirtschaftlichen Stand derselben unserin Volk vor die Augen zu fühi’eii. Der Schwerpunkt des deutschen Kolonial-Museums muss insbesondere immer mehr darin gefunden w’erden, dass es praktischen Zwecken diene, Kunde gebe von den Naturschätzen unserer Kolonien, was sie zu exportieren in der Lage sind und umgekehrt, wie sich nach unseren Kolonien hin der Import von der Heimat aus fördern lässt.
Der Vortragende E. Friedei vertritt mit Entschiedenheit den Standpunkt, dass es Sache des Deutschen Reiches sei, das deutsche Kolonial- Museum späterhin aus eigenen Mitteln zu unterhalten. Wie sich aber namentlich in Berlin die Museumsverhältnisse entwickelt haben, bleibt vor der Hand nichts anderes übrig, als dass patriotische Private die Museums-Sache in die Hand nehmen, gerade wie es mit dem hiesigen K. Kunstgewerbe-Museum geschehen, das ans privater Initiative entstanden, und wie es mit dem ebenfalls nur privaten Deutschen Volks- trachteu-Museum zur Zeit noch der Fall ist, welches auch hofft, baldmöglichst als ein Staatsmuseum übernommen zu werden.
Wie der gedruckte „Führer durch das Deutsche Kolonial-Museum (Kolonial-Ausstellung) in Berlin“*) berichtet, verdankt das Deutsche Kolonial-Museum seine Entstehung der Kolonial-Ausstellung, welche
*) Der Preis von 30 Pf. für das kaum 8 Seiten Text enthaltende Scbriftchen ist zu hoch. Derselbe sollte 10 Pf. nicht übersteigen, damit öftere Ausgaben kommen und der Text sich nach dem Anwachsen der Sammlungen und nach der Verschiedenheit der jeweiligen Ausstellungen richten kann. Im übrigen sei wegen Besprechungen verwiesen auf die Deutsche Kolonialzeitung, Organ der deutschen Kolonialgesellschaft, zur Zeit 16. Jahrgang und auf die von Dr. Hans Wagner herausgegebene, in vornehmer Ausstattung seit dem 1. Oktober 1899 erscheinende Koloniale Zeitschrift (Leipzig u. Wien, Verlag des Bibliographischen Instituts).