11. (5. ordentl.) Versammlung des VIII. Vereinsjahres.
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Geschichte, giebt aber im Grunde genommen fast mehr eine Geschichte Brandenburg und Preussens mit besonderer Berücksichtigung Berlins. Dies gilt insbesondere von dem 19. Jahrhundert und hier wieder vornehmlich von der Periode seit 1840. Während das Werk an sich keinen anderen Anspruch erhebt, als den einer volkstümlichen Darstellung, nicht den eines wissenschaftlichen Quellenwerks, gewinnt es für die Jahrzehnte, während welcher Adolf Streckfuss selbst an den Verfassungskämpfen teilnahm, stellenweise in der That den Charakter eines Quellenwerkes, insofern als der Verfasser aus Selbsterlebtem schöpft. Hier tritt nun sein bekannter Parteistandpunkt am deutlichsten hervor und hat nicht blos diejenigen, welche anderen Anschauungen huldigen, unbefriedigt, sondern auch sonst der Verbreitung der in stilistischer Beziehung und Wärme der Darstellung oft vortrefflichen Arbeit erheblichen Abbruch gethan.
Verleger und Bearbeiter haben das mit Recht als die schwache Seite des Werks erkannt, sie haben die langen politischen Exkurse, die mit der Geschichte Berlins kaum etwas zu tliun haben, gestrichen und dafür das Werk lieber bis zum verhängnisvollen Jahr 1888 weiter geführt. Auch sonst sind Abkürzungen in der ersten Hälfte des Werks vorgenommen. Die unter Benutzung der Sammlungen des Märkischen Museums und der Göritz-Lübeck Bibliothek entnommenen Abbildungen bieten einen reichen Ersatz, obwohl sie, nach der wohl zuerst durch den Spamerschen Verlag im grossen eingeführten Illustrierungsart teils nicht immer an der rechten Stelle stehen, teils im eigentlichen Text nicht eingehender erwähnt werden.
In der neuen Gestalt wird das ebenfalls gerade zur Haupt- Bescheerungszeit erscheinende Werk gewiss an mancher Stelle freundliche Aufnahme finden.
5. „Georg Liebe: Der Soldat in der deutschen Vergangenheit. Mit einhundertdreiundachtzig Abbildungen und Beilagen nach den Originalen aus dem 15.—18. Jahrhundert.“ Verlegt bei Eugen Diederichs in Leipzig 1899. 157 S. kl. Fol.
Diese höchst beachtenswerte Arbeit bildet einen stattlichen Band der „Monographien zur deutschen Kulturgeschichte, herausgegeben von Georg Steinhausen“, und umfasst die Kulturgeschichte des Kriegers, des einzelnen Mannes, wie des Standes, den wir zur eigentlichen Landsknechtszeit im 16. Jahrhundert auf seiner Höhe und umkleidet von einem gewissen poetischen Nimbus antreffen. Aber auch die furchtbaren Söldnerschaaren des 30jährigen Krieges, sowie die späteren Milizen und Kantonisten werden uns anschaulich vorgeführt und ansprechend geschildert, durch die Zeit des Alten Fritz hindurch bis zur Neige des 18. Jahrhunderts. — Die Abbildungen machen in ihrer grossen Zahl und Mannigfaltigkeit das Buch zu einem eigentlichen