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11. (6. ordentl.) Versammlung des VIII. Vereinsjahres.
14. „Der Werbellin. Von Oberlehrer Dr. H. Böttger, Wriezen.“ — Wriezen 1894. Druck von F. Bruder. Das herrliche Wald- und Waid-Gelände der brandenburgisch-preussischen Fürsten seit dem Anfang des 14. Jahrhunderts bis heut hat trotz seiner verhältnismässigen Unzugänglichkeit immer eine kleine aber weit verbreitete andächtige Gemeinde von Verehrern gehabt. Zu ihr zählt Dr. Böttger, der zu den besten geschichtlichen und aktuellen Kennern des Werbellin- Gebietes mit seinen noch immer oingehägten 140 U00 Morgen Land gehört. Das Büchlein, aus warmer Verehrung dieses unvergleichlichen Stückes märkischer Waldeinsamkeit entsprungen, verdient unter den Werbellin- Wallfahrern verbreitet zu sein und giebt eine gute, warm empfundene Geschichte und Beschreibung der Seeen und Forsten. Wenn wir einige Irrtümer berühren, so möge das nnserm Eifer für die Sache zugeschrieben werden. S. 18. Verfasser irrt, wenn er meint, die ältesten Anwohner des Sees und die ersten Bewohner der Heide wären Wenden gewesen, im Gegenteil — vorwendische Reste aus der Bronze- und Steinzeit sind dort viel häufiger, als wendische Reste. Das Märkische Museum besitzt schöne germanische Fundstücke ebendaher: Leiclienbrand- urnen, Bronzen etc. Ja, der grosse Granitblock (S. 60) bei dem Jagdschlösschen Hubertusstock, auf welchem der Hubertusstock oder das Bildstöckl (Heiligenbild in einer Blende auf einem Pfahl) steht, ist ein, wie ich wiederholt an Ort und Stelle festgestellt habe, mit zahlreichen künstlichen Näpfchen bedeckter altgermanischer Opferstein. Von diesem Hubertusbildstock, nicht, wie B. meint, vom Spazierstock Friedrich Wilhelm IV., führt das Waldhaus seinen Namen. — S. 19. Die leidige Verwechslung zwischen Moränen, Muränen, Maränen, die sehr alt ist, kehrt auch hier wieder. Die Gesteintrümmer und Sandmassen, welche der Gletscher vor sich herschiebt, sind Moränen (Beispiele davon im Werbellin-Revier). — Muränen sind räuberische aalartige, schwarz-gelb gefleckte Fische des Mittelmeers. — Die Maränen haben nicht das geringste mit der Stadt Mohrin zu thun, sie finden sich in Deutschland und den Nachbarländern in tiefen Seeen weit verbreitet. Die Maränen gehören zur Lachs-Familie (Salmoniden) und sind innerhalb der Mark Brandenburg mit mehreren Arten vertreten: die kleine Maräne (Coregonus albula L.) im Werbellin, Stechlin und anderen Tiefseeen der Uckermark, die Madue-Maräne (C. Maraena Bl.) in der Neumark, ebendaselbst die von Prof. Dr. Peters entdeckte Pracht- Maräne (0. generosus Peters), endlich in der Elbe der Schnäpel, Schnabel-Maräne (C. oxyrhynchus L.)—B. erzählt die von Fontane (der in der Zoologie das Zeugnis „schwach“ verdient) aufgebrachte Geschichte von den aus Ostasien angeblich eingewanderten räuberischen Kormoranen, welche die „Muränen“ des Werbellin dezimiert, nach. Es ist dies nachgerade eine Räubergeschichte geworden. In China und