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11. (6. ordentl.) Versammlung des VIII. Vereinsjahres.
bäume in Süditalien, deren Stamm im höchsten Alter unseren uralten Linden ähnelt, Herr E. Friedei auf die wahrhaft gigantischen Maronenbäume im Kanton Tessin z. B. nahe Lugano sowie auf die schönen hochstämmigen Maronenbäume der sonst so baumkahlen nordfriesischen Insel Föhr aufmerksam, welche sich an der geschützteren Ostseite der Insel nahe dem Seebade Wyck befinden. Auch citirte Herr Friedei aus Bethge: „Die Hohenzollern — Anlagen Potsdam’s“, 1888, S. 154 folgende Stelle: „Die Muschelgrotte (in Sanssouci) ist mit sein- starken Platanen und einer sehr alten Akazie (Exemplare der ersten Einführung") geziert. Zu beiden Seiten der Terrassen ziehen sich mit Rottannen untermischte Kastanienhaine vom Kanal bis zum Plateau hinauf. Im westlichen Haine, nächst der Plateaumauer, stehen zwei sehr alte 1785 gepflanzte Maronen (Castanea vesca).“
E. Unser neues Mitglied Herr Postrat a. I). Steinhardt aus Bnrgwall bei Treuenbrietzen schickt zur heutigen Sitzung sehr schöne hochstämmige Stengel eines tropischen Rispengrases sowie eine Photographie ein, welche dasselbe 8 bis 12 Fuss hoch als Dickicht in seinem innerhalb des altwendischen Burgwalls an geschützter Stelle gewachsen anschaulich darstellt, und schreibt dazu folgendes:
„Durch einen Bekannten, der früher in Caracas (Venezuela) gewohnt hatte, erhielt ich in diesem Frühjahr eine Portion Samen des Zuckerrohrs mit dem Anheimstellen, einen Kulturversuch damit im freien Lande zu machen. Der Samen ist auch bei Joseph Klar, Berlin C., Linien-Strasse 80, 20 Gramm für 2 Mark, die Portion für 20 Pfennige, zu erhalten. Da ich seit Jahren Paprika, Eierfrucht (aubergine, Solanum Melongena), Artischocken und Tomaten trotz der kalten Lage am Nordabhang des Fläming mit gutem Erfolg kultiviere, zögerte ich nicht mit der Anstellung des Versuchs. Aussaat Anfang Mai (zugleich mit Mais) in humusreichem tiefgründigen guten Boden an zwei Stellen, deren eine gut gedüngt, die andere nur tief gelockert war. Die Pflänzchen entwickelten sich genau so wie der unmittelbar daneben stehende Mais bis etwa zum August. Dann überholte das Zuckerrohr den Mais an Höhe und setzte gegen Ende August Knospen an. Mark und Saft flngen nun an leicht süsslich zu schmecken. Ein Nachtfrost im September, der Gurken und Bohnen tötete und den Mais stark mitnahm, schadete dem Zuckerrohr fast gar nicht. Es zeigte sich erheblich widerstandsfähiger gegen einen solchen schnell vorüber gehenden Frost als die genannten Pflanzen. Die stärkeren Oktoberfröste töteten dann auch das Zuckerrohr. Dasselbe hatte inzwischen die Knospen zu deutlichen Blütenkolben entwickelt; freilich waren die Blüten, die nach Vilmorin eine 30—80 cm lange pyramidale Rispe bilden sollen, nicht voll entwickelt, auch hatten Mark und Saft nicht die volle Süsse gewonnen, wenn sie auch unverkennbar süss schmeckten. Der Anbau zur Zuckergewinnung ist in unserem Klima ausgeschlossen. Als Viehfutter dagegen ist dies Zuckerrohr verwendbar; Pferde fressen es gern; wegen der spröden und harten, dem Rohr ähnlichen Stengel haben wir es Schweinen nicht angeboten. Ein Kulturversuch in kaltem und minder gutem (Roggen-)