Heft 
(1899) 8
Seite
353
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11 . (6. ordentl.) Versammlung des VIII. Vereinsjahres. 353

Boden schlug fehl. Die Pflanzen blieben klein und schwach, wurden auch versehentlich zu früh abgemäht. Als Dekorationspflanze ist dies Riesen­zuckergras unbedingt da zu empfehlen, wo sonst Mais und Arundo Donax angewandt werden. Ich hoffe, im nächsten Jahre die Versuche wiederholen zu können.

Nach Besichtigung der Pflanzen gab hieraut Herr Dr. Carl Bolle sein Gutachten dahin ah, dass es sich nicht um das echte und eigent­liche Zuckerrohr (Saceharum officinarum), sondern um sehr schön und stattlich gewachsene Exemplare der Zucker-Moorhirse (Sorghum saccha- ratum) handele, die im südlichen subtropischen China und in Indien ange­baut wird. Diese Zuckermoorhirse steht als ein Rispengras dem Zuckerrohr allerdings systematisch nahe, ist aber biologisch betrachtet härter gegen rauhe Witterung, als das nur im Plantagenbau, nirgends mehr wild nachweisbare frostweichere Zuckerrohr, obwohl nicht zu leugnen ist, dass letzteres in ausnahmsweise warmen Teilen Siziliens mit Erfolg an­gebaut wird. Dies Sorghum saccharatum ist früher auch bei uns als Futterpflanze angepriesen, doch weiss Herr Dr. Bolle keinen Ort anzu­geben, wo der Versuch neuerdings im Grossen gemacht worden ist, so dass wir das Anpflanzungsunternehmen unseres Mitgliedes Steinhardt nur begrüssen können. Jedenfalls hat er bewiesen, dass diese überaus stattliche Grasart noch das südeuropäische Pfeil- oder Pfahlrohr (Arundo Donax L.) an malerischer Wirkung in Gruppenbeeten u. dgl. übertrifft. Die Photographie und die Rohrproben werden mit Dank für die Samm­lungen des Märkischen Provinzial-Museums übernommen.

F. Herr Robert Mielke berichtet über eine neue Blockkirche in der Mark:

Vor einigen Jahien sprach ich an dieser Stelle über eine Block­kirche in Burschen; eine andere habe ich dann s. Z. in der Zeitschrift Die Denkmalspflege (1899, S. 78) beschrieben. Jetzt bin ich in der glücklichen Lage, eine dritte bekannt zu geben. Schon als ich über die von Burschen einige Mitteilungen in der Vossischen Zeitung machte, ging mir von einem unserer Mitglieder, Herrn Lackowitz, die Nachricht zu, dass sich eine solche Blockkirche in dem Dorfe Eschbruch befinden sollte; doch war es mir nicht möglich, über dieselbe etwas Näheres zu erfahren, namentlich blieb es mir zweifelhaft, ob dieselbe noch vorhanden wäre. Erst in diesem Sommer ging mir eine Mitteilung aus Eschbruch direkt zu, nach der die Kirche nicht nur noch vorhanden, sondern sogar mit einem Strohdach gedeckt wäre. Gewiss ein ganz seltener Fall! Eine strohgedeckte Blockkirche in der MarkBrandenburg noch Ende des 19. Jahrhunderts im Gebrauch! Es war in der That so; eine ein­fache, turmlose, nur aus einem Schiff bestehende Blockkirche steht in Eschbruch, einem Dorfe, so abseits jeder grossen Strasse, dass ihre Entdeckung eigentlich nur von einem Zufall gemacht werden konnte.