Heft 
(1899) 8
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11. (6. ordentl.) Versammlung de« VIII. Vereinsjahres.

mit dem Bau des neuen Katsstuhles und der Harnisrhkammer be­gonnen wurde.

Als vor nunmehr 10 Jahren der Abbruch des Hauses No. 5 am Köllnischen Fischmarkt bevorstand, richtete sich die Aufmerksamkeit auf den älteren Teil jenes Gebäudes, den mit einem Sterngewölbe ver­sehenen Raum, welchen man als eine Kapelle und auch als Köllnische Gerichtslaube bezeichnete. Die Sterngewölbebogen stiegen von Konsol- Halbfiguren auf, denen Buch und Beil als Attribute beigegeben waren. Wenn nun auch angeführt wurde, dass jene Attribute auf den im Mohren­lande hingerichteten Apostel Matthias sich bezögen und im Wappen des Berliner Probstes Matthias, eines Mitgliedes der dem Berlinischen Stadtregiment angehörigen Familie vorkämen, so Hess es der Kegierungs- baumeister Borrmann bei einer seitens des Vereins für die Geschichte Berlins vorgenommenen Besichtigung doch zweifelhaft erscheinen, ob das alte Bauwerk aus dem 15. Jahrhundert als eine Ilauskapelle an­zusehen sei. Eine in Anregung gebrachte Wiedererrichtung, wie die der Gerichtslaube des Berlinischen Rathauses im Schlosspark von Babelsberg, ist unterblieben.

Die Wichtigkeit des Platzes (Kölln) hatte alsbald, wie in Berlin, eine weitere Ausdehnung und Befestigung erforderlich gemacht. Bereits um die Mitte des 13. Jahrhunderts begann die neue Köllnische Stadt­mauer mit einem Turm am Ende der Fischerstrasse, und zog sich in der jetzigen Iläusertlucht der Friedrichsgracht bis über das Spreegässlein hinweg, dann in einem Knie über den Schlossplatz vorlängs der heutigen Schlossfront bis zu einem starken Abschlussturm am Spree-Ufer hin, welcher erst im Jahre 1682 abgebrochen wurde.

Am Ende der jetzigen Ross-(ursprünglich Roscher-)Strasse, zwischen No. 14 und 15 derselben, befand sich das Köpenicker Thor, ein vier­eckigesThorhaus mit hölzerner Aufzugsbrücke. Einen zweiten Durchlass gewährte das Teltowsche, später Getrauden-Thor. Vor demselben lag eine langgestreckte Insel im Graben, auf der ein runder Turm sich erhob, und da wo die Strasse ins offene Feld mündete zwischen No. 7 und 10 des Spittelmarktes stand das eigentliche viereckige Thorhaus.

Gleichzeitig mit diesen Anlagen erfolgte auch diejenige der Mühleu vor dem bereits erwähnten Damm zwischen den beiden Schwesterstädten. Ursprünglich waren es ihrer vier mit je fünf Gängen versehene Mühlen: die Köllnische-, Mittel-, Klipp- und Berlinische Mühle, auf denen auch die Dörfer in der Umgegend zu mahlen verpflichtet waren. Im Besitze der Landesherren, gewährten sie denselben eine reiche Vermehrung der Einkünfte. Am 2. Januar 1285 schenkten die Markgrafen Otto V. und VI. zum Wohl ihrer Seelen und Vergebung ihrer Sünden sowie zur Mehrung des Gottesdienstes, der Parochialkirche zu Kölln, deren Pfarr- system sich übrigens bis Mittenwalde über den Teltowschen Kreis