Ferd. Meyer, Geschichtliche Rückblicke auf den Stadtteil Alt-Kölln. 357
erstreckte, eine jährliche Hebung von 2 Wispeln Roggen aus der Köllnischen Mühle zu ewigem Besitze. Dagegen sollte der jedesmalige Pfarrer oder Probst verpflichtet sein, an jedem Tag in jedem Jahre eine Messe in aller Frühe oder in der Morgendämmerung zu halten.
Damals wurde die Köllnische Probstei gemeinsam mit der Berlinischen nur von einem Probate verwaltet, welcher sich abwechselnd Probst von Berlin oder von Kölln nannte, bis dann im Jahre 1819 Kölln in allen geistlichen Dingen der Berliner Probstei unterworfen wurde. Erst die Kirchenrelormation (1540) rief die Probstei Kölln aufs neue ins Leben.
Am 24. Dezember 1317 war in der Petrikirche die Stiftung des „Elenden“- oder Jaeobi-AItars erfolgt, dessen Priester in jeder Messe der Markgrafen Hermann und Johann sowie aller in paupertatis exilio, „in der Armuth Elend“, d. i. der hier arm in der Fremde Verstorbenen zu gedenken hatte. Die Eiendengilde ging bald nach der Kirchenreformation wieder ein.
Die erste Köllnische Parochial (Petri-) kirche haben wir uns als ein schlichtes, den noch vorhandenen und ebenfalls im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts errichteten Dorfkirchen zu Tempelhof, Marienfelde und Herzfelde ähnliches Bauwerk zu vergegenwärtigen. Sie war, wie die noch erhalten gebliebenen ältesten Reste des granitenen Unterbaues an der Westseite von St. Nicolai, aus demselben Material erbaut, welches in riesigen Geschieben über die märkischen Waldebenen zertreut lag und auch zu den Ringmauern der beiden Städte verwendet wurde. Drei- schiffig mit höherem Mittelschiffe, ragte an der Westseite ein breiter oblonger Turm auf; das mit einfachem Holz werk überdeckte Innere wurde durch kleine Fenster in den starken Mauern erleuchtet.
Mit der Ausbreitung der Bettelmönchsorden begann alsdann die baukünstlerische Thätigkeit derselben auch in Berlin-Kölln sich geltend zu machen. Zunächst war es der Franziskanerorden, welcher als kleiner Konvent bereits seit 1250 in Berlin ansässig gewesen, im Jahre 1271 mit dem Bau seiner herrlichen, in Backsteinen errichteten Klosterkirche diese niederländische Bautechnik hier zuerst einführte. Dann erbauten die Dominikaner oder „schwarzen Brüder“ um das Jahr 1280 in Kölln ihre stattliche, zweitürmige Klosterkirche auf dem noch wüsten „Domplatz“. Im Knie der Stadtmauer errichtet, erstreckte sich dieselbe bis zum heutigen Schlossbruunen.
Damals zeigte Berlin bereits sieben bebaute Strassen auf, während Kölln deren nur drei besass: die wegen ihrer Lage am frühesten entstandene Fischerstrasse, die vom Petriplatz aus bis zur heutigen Neuinanns- gasse und dem „Spreegässlein“ auf beiden Seiten mit Häusern besetzte Brüderstrasse und die „Grosse“ oder heutige Breite Strasse. Sie war nur an der westlichen Seite bebaut, während die Gärten der Grundstücke sich bis zu dem unbebauten Teile der Brüderstrasse