Ferd. Meyer, Geschichtliche Rückblicke auf den Stadtteil Alt-Kölln.
361
ein Schieferdach. Beiläufig sei noch erwähnt, dass am 19. Juli 1672 in dieser Strasse 13 Soldaten wegen Diebstahls „durch die Spiessruthen gejagt“ wurden. (Wendlandsche Chronik.)
In der Gertraudenstrasse, die noch im 15. Jahrhundert bis zum Petriplatz „am leltower-“, dann „am Gertrauden-Thor“ hiess, lag hart an der Stadtmauer der köllnische Stadthof, die castra stativa der Stadtknechte, welche namentlich während der Nacht über die Ruhe und Sicherheit der Stadt zu wachen hatten; hier waren auch die Pferde und Rüstwagen der Stadt untergebracht.
Die Rüstwagen standen in Beziehung zur Harnischkammer des Köllnischen Rathauses, deren Neubau mit dem des Ratstuhles 1527 erfolgte; denn schon seit Gründung beider Städte waren die Bürger zum Schutze dei selben verpflichtet.
„Bürger und Bürgerinnen sollen in ihren Häusern Waffen haben, ein jeglicher nach seinem Vermögen; Niemand soll der Stadt Waffen, Armbrüste, Büchsen und Büchsenpulver verleihen; und wenn es noth ist, so sollen die Bürger selber gehen zu den Mauern und vor dem Thore sitzen. Käme es aber vor, dass beiden Städten Dienst geboten würde oder dass es ihnen noth thäte zu dienen, da sollen wir von beiden Städten einer dem andern helfen, als wir treulichst vermögen. Und wer von den Rathmannen im Waffendienste oder zu einer Rathsversammlung oder einem Landtage reitet, denen wollen wir Bürger stehen für jeglichen Schaden, wenn sie dem Hauptmanne, welchem sie anbefohlen worden, gehorsam gewesen sind.“
So lauteten die Bestimmungen, wie sie das alte Stadtbuch uns aufbewahrt hat.
Wenden wir uns der Gertraudenstrasse wieder zu, so kann dieselbe als die „via triumphalis“ Alt-Köllns bezeichnet werden.
Ein Siegeseinzug war es, als Kurfürst Friedrich I. am 18. Oktober des Jahres 1415, vom Konzil aus Konstanz zurückgekehrt, durch das Teltower Thor seinen feierlichen Einzug hielt, dem dann am 20. Oktober im „hohen Hause“ zu Berlin die Huldigung der Stände folgte: „Wir schwören Herrn Friedrich und seinen Erben, Markgrafen zu Brandenburg, eine rechte Erbhuldigung, als meinem rechten Erbhenn getieu und gehorsam zu sein, als uns Gott helfe und seine Heiligen!
Dann erfolgte hier im Jahre 1533 der feierliche Triumpheinzug des Kurprinzen Joachim, welcher dem Kaiser im Feldzuge gegen die Türken brandenburgische Hülfstruppen zugeführt und wegen seiner Tapferkeit den Beinamen „Hector“ erhalten hatte.
Noch möge im Hinblick auf den am 13. dieses Monats in Aussicht gestellt gewesenen Weltuntergang einer Prophezeiung gedacht werden, nach welcher vor 374 Jahren zwar nicht die Welt, aber doch Berlin
25