Heft 
(1899) 8
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11. (5. ordentl.) Versammlung des VIII. Vereinsjahres.

und Kölln durch ein grausames Unwetter der gänzlichen Zerstörung hätten anheimfallen müssen.

Stöffler, ein berühmter Astrolog, hatte für den Februar 1524 die Zerstörung der Erde durch eine Sündflut aus dem Umstande geweissagt, dass eine Konjunktion des Saturn, des Jupiter und Mars im Zeichen der Fische eintreten werde, was zuverlässig eine grosse Wasserflut bedeute. Der gefürchtete Tag verging heiter und schön, und auch den Berlinern war ein schwerer Alp von der Brust gefallen. Nur Kurfürst Joachim II., welcher von demgelehrten Carion heimlich in Kenntnis gesetzt war, dass Stöffler sich in der Zeitberechnung geirrt habe, und dass erst am

15. Juli 1^25 nicht die Welt, wohl aber Berlin und Kölln zu Grunde gehen würden, sah diesem Tage mit Bangen' entgegen. Schon in der Frühe desselben begann ein reges Leben im kurfürstlichen Schlosse, bis die Pforten desselben sich öffneten und der Kurfürst mit dem gesamten Hofstaate durch die Breite- und Gertraudenstrasse zum Teltower Thore hinaus nach dem höchsten der Köllnischen Weinberge (dem heutigen Kreuzberge) fuhr, um dort die Dinge zu erwarten. Die lutherisch ge­sinnte Kurfürstin Elisabeth hatte ihren Gemahl begleiten müssen, ohne dass sie es gewagt, ihn zu einer besseren Ueberzeugung zu bringen. Erst als der gewitterschwüle Tag zur Rüste ging, stellte sie ihrem Gemahl vor, wie wenig geziemend es seiner Würde und seinem Christentum sei, sich durch dergleichen Prophezeihungen schrecken zu lassen, und bewog ihn zur Rückkehr nach der Stadt. Inzwischen hatten sich die Gewitterwolken zusammengezogen ein Blitzstrahl zuckte in der Nähe des Schlosses hernieder, den Wagenlenker und die Pferde der kurfürst­lichen Karosse erschlagend.

So berichtet Haftiz mit dem Hinzufügen:Sunsten hat das Wetter keinen Schaden mehr gethan.

Wenden wir uns der Gertraudenstrasse wieder zu, so war der Köllniscbe Stadthof mit seinen alten Gebäuden an der Strassenfront in diesem Zustande bis zum Jahre 1729 verblieben, als ihn ein gewisser Noe-Grand erwarb und neu bebauen liess. Jetzt erhebt sich dort, No. 13 und 14 sowie Friedrichsgracht 47, das stattliche Gebäude der Degenersclien Erben. Ein anderes vornehmes Gebäude, No. 16, dessen umfangreicher Garten sich bis zur Stadtmauer erstreckte, besass im

16. Jahrhundert Konrad v. Tliümen; im folgenden Jahrhundert be­wohnte es der Statthalter v. Putlitz, dann erbaute es Gerlacli 1734 in seiner noch heutigen vornehmen Gestalt für Splittgerber; jetzt be­sitzen es die Schicklerschen Erben.

Der gegenüber gelegenePlatz an der Petrikirche wurde über die Brüderstrasse hinaus derHundemarkt genannt. Nicolai bemerkt hierzu:Da auf diesem Platze nie ein öffentlicher Markt gewesen, und man doch diese Benennung sowie auch die derHundebrücke (jetzige