Heft 
(1899) 8
Seite
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Ferd. Meyer, Geschichtliche Rückblicke auf den Stadtteil Alt-Kölln. gß3

Schlossbrücke) schon seit den ältesten Zeiten findet, obgleich von beiden gar keine Veranlassung vorkommt, so ist es nicht unwahrscheinlich, dass sie noch von der Verjagung der Wenden herrühren, welche bekanntlich von den christlichen Eroberern Hunde benannt wurden. Dem muss entgegeugestellt werden, dass bei der im 16. Jahrhundert allgemein herrschenden Liebhaberei zur Jagd hier wirklich Hunde verkauft wurden; wie denn auch Hainhofer, welcher 1617 auf seiner Durchreise nach Pommern wiederholt in Kölln verweilte, ausdrücklich anführt, dass der Weg vom Werder, woselbst die kurfürstlichen Jagdhunde im Jägerhause (auf der Stätte des heutigen Deutschen Reichsbankgebäudes) untergebracht waren, über dieHundsbruggen geht,darüber man die Jagdhunde fueret.

Von der Gertraudenstrasse ging zunächst die Grünstrasse nur bis zur Spree. Hier stand an dem Eckhause No. 14 die sogenannte Tasche: ein starker Turm in der Stadtmauer, hinter welcher die Strasse einen schmalen Ausweg hatte. Dann war im 16. Jahrhundert neben dem Turm eine Wasserpforte angelegt, die allabendlich geschlossen wurde; einige Hausbuden auf der anderen Strassenseite gehörten zum Gertrauden­hospital ausserhalb der Stadtmauer.

Als dritte Querstrasse fand sich bereits im 14. Jahrhundert die sogenannte Lappstrasse, heutige Petristrasse, vor, in deren Hausbuden die kleinen Handwerker oder Lapper, Flickschneider und -Schuster wohnten.

Zwischen der Grün- und Rossstrasse hiess die Gertraudenstrasse Hinterm Bernauer Keller, in welchem dem Rat die alleinige Be­rechtigung zustaud, fremde Biere auszuschänken.

Wie bereits erwähnt, waren der Ratstuhl und die Harnischkammer von 1.5251527 erbaut worden, nachdem Joachim I. den Bürgermeistern und Ratleuten beider Städte,um Gehorsam und Furcht unter ihren Mitbürgern zu erhalten, das obere und untere Gericht unter Vorbehalt der fürstlichen Obrigkeit wieder verliehen hatte.

Seitdem findet sich in den Chroniken nur selten eine Aufzeichnung über Exekutionsvollstreckungen in Kölln vor, während solche zahlreich vor der Berliner Gerichtslaube vollzogen wurden. Die grausame Strafe des Säckens an Kindesmörderinnen und unsittlichen Frauenzimmern, die man in einen Sack steckte und ins Wasser stürzte, fand in Kölln von der Langen Brücke aus, in Berlin vor dem alten Spandauer und Stralauer Thora statt. So war am 3. Juli 1581 ein Weib,so zwei ihrer in Unehren erzeugte Kinder erdrücket, versäuft worden, und seindt neun Personen mit in die Spree gefallen, aber doch gerettet worden.

Von den Enthauptungen vor dem Köllnischem Rathause sei nur die im September 1637 vollzogene mitgeteilt:Den 8. September ist, so meldet das Chronicon Berolinense,Bürgermeister Johann Wedigen

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