Heft 
(1899) 8
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11. (5. cmlentt.) Versammlung des VIII. Vereinsjahree.

zu Kölln aufm Rathhause von Hans George von Hacke, zu Machenow auf dem Saude Erbsasseu, um einer Schuld, so er nicht vom BürgWmstr. sondern vom Kathhause aus der Contribution zu fordern gehabt, mit einem kurzen Hirschfänger in zwey Stichen, den einen auf der rechten Seiten in den Unterleib hinein und auf der linken Seiten wieder durch, den andern gleichfalls hinein und hinten bei den Lenden wieder heraus­gegangen, jämmerlich zur Erde gestreckt, also dass er des folgenden Morgens um 8 Uhr seinen Geist aufgegeben. Dieser grausame Tod ist geschehen um 2 Uhr Nachmittags. Der von Adel ist heruachmals auf einer Bühne vor dein Kölluischen Uathhause enthauptet und folgends nach Machenow geführt worden. Das Urtheil. brachte zwar mit, dass ihm erst die rechte Hand sollte abgehauen werden, allein er ist in diesem Punkt begnadigt worden.

Noch sei einer sonderbaren Exekution gedacht, die Wendland in seiner Chronik folgendermassen schildert:Den 20. Mai 1070 musste Ernst Stacho zu Cölln aufm Fischmarkt 5 Stuuden auf dem Esel

daselbst reiten. Ihme ward zu sonderbahren Schimpf die II_und

Diebskarre 3 mahl um den Esel geführet; solches geschähe bei volk­reicher Versammlung.

Aus dem Jahre 1581 meldet die Chronik, dass zur Zeit der Kind­taufe des am 30. Januar geborenenjungen Ilerrleins, Sohn des Kur­fürsten Johann Georg, nach voraufgegangenen Turnieren und Mumme­reien vor der Stechbahn, in den Trinkstuben und im Schuh hause des Kölluischen Rathauses das Hofgesinde tagelang gespeiset wurde, wozu eine grosse hölzerne Küche vor Christoph Meyenburgs Thür, gegen­über dem Rathause, aufgebaut war.

Jenes Schuhhaus (schuhuss), woselbst die gewerblichen Erzeugnisse der Gildemeister zum Verkauf ausgestellt wurden, soweit sie nicht in der Behausung oder auf den Märkten abgesetzt waren, stand unmittelbar hinter dem Rathause, und zwar zwischen dem Küster-, dem Wehemutter- und Kunstpfeiferhause am Petrikirchhof.

Die Kunstpfeifer spielten auch auf dem Tanzboden des Rathauses auf, welcher 1583 gleichzeitig mit der Renovierung der Gerichtslaube vor dein Rathause abgetüncht wurde. Auf demselben ging es bei fest­lichen Gelegenheiten oft hoch und lustig her, wie denn auch die Tanzlust unseren Altvorderen scheint angeboren gewesen zu sein, denn es musste ihnen durch spezielle Reskripte das Tanzen auf den Strassen nach dem Läuten der Abendglocke bei Strafe untersagt werden.

Wie auf dem Berlinischen, so auch fand auf dem Küllnischen Rat­hause die Aufführung geistlicher Komödien statt. Von einer solchen berichtet die Chronik der Köllner Stadtschreiber:1585, den 20. Juny, Itat Georgen Pondow, Domküster, die Comedia von den drei Männern im feurigen Ofen aufm Cüllnischeu Rathhause agirt.