Feril. Meyer, Geschichtliche Rückblicke auf (len Stadtteil Alt-Kölln.
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Im Jahre 1612 musste das Rathaus neu, 1656 aber wieder um- gebaut werden. Als dauu im Jahre 1709 unter der Ratsstube eine Waage angelegt werden sollte, stürzte das Gewölbe unter der Ratsstube ein und das Gebäude musste gänzlich abgetragen werden. Am 27. Mai 1710 erfolgte die Grundsteinlegung zu dem neuen Gebäude, welches nach dem Plane König Friedrichs I. das gemeinsame Rathaus für die ver- eiuigteu Magistrate der verschiedenen Stadtteile werden sollte. Nach des Königs lode blieb indes der Bau liegen und wurde nur insoweit vollendet, als er noch bis zu seinem jetzigen Abbruch vorhanden war. Friedrich Wilhelm 1. hatte nämlich die Vereinigung der sämtlichen Magistrate im Köllnischeu Rathause nicht genehmigt, sondern den Berliner Magistrat in seinem Rathause belassen.
Im Souterrain nach der Breiten Strasse zu befand sich, wie aus einer Abbildung hervorgeht, schon im Jahre 1836 eine Militairwaclie bis zum Jahre 1848.
Richten wir den Blick auf die Rossstrasse, so erstreckte sich noch zu Ende des 17. Jahrhunderts der zum Feldmarschall Derff- li n gor sehen Eckhause am Köllnischeu Fischmarkt No. 4 gehörige Grundbesitz bis zur heutigen Schornsteinfegergasse. Hier waren die jetzigen Grundstücke No. 28 bis 31 mit Hausbuden besetzt und bildeten den von einer Mauer begrenzten Ilof des Hausgebäudes. Die Geschichte dieses denkwürdigen Hauses lässt sich bis auf das Jahr 1545 verfolgen, in welchem es der Bürgermeister von Kölln, Andreas Grieben, bis zu seinem 1573 erfolgten Tode besass. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts gehörte es dem kurfürstlichen Münzlieferanten Werner Eberhard, und von diesem gelangte es als Deckung einer von demselben veruntreuten Summe von 8816 Thlrn. 3 Gr. 3 Pf. an den Grossen Kurfürsten, welcher es seinem Generalfeldmarschall „zur Ergötzung und Vergeltung für treunützliche Dienste wählend des gegen die Krone Schweden in Holstein geführten Krieges, während dessen er kein Traktament erhalten“, verlieh.
Jenseits der Schornsteinfeger- und Rittergasse stand, zwischen No. 14 und 15 der Rossstrasse, das Köpenicker Thor, durch das man auf einer den Spreearm überspannenden Brücke zwischen Gärten und Stadtfeldern im Zuge der heutigen Schäferstrasse bis zur Kottbuser Strasse und -Damm entlang über Rixdorf nach Köpenick gelangte.
Auf dieser Heerstrasse zog Gustav Adolf, welcher zum Entsätze des von Tilly bedrohten Magdeburg mit seinem siegreichen Heer vorgedrungen war, am 1. Mai 1631 durch die Ross- (damalige Roscher-) und Breite Strasse nach dem kurfürstlichen Schlosse, um mit seinem Schwager George Wilhelm die Unterhandlungen wegen des Durchzuges der schwedischen Truppen fortzusetzen.