Heft 
(1899) 8
Seite
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Ferd. Meyer, Geschichtliche Rückblicke auf den Stadtteil Alt-Kölln. 357

Bezüglich des Gasthofs zumSchwarzen Adler sei des weiteren bemerkt, dass in demselben 1711 von Amtswegen die Versteigerung fiemder Weine stattfand, wie nachfolgende Bekanntmachung ergiebt: Es wird jedermänniglich hiermit zu wissen gemachet, dass den 115. Februar in Cölln, im schwartzen Adler, unten im Keller allerhand Rhein- und Moseler Weine öffentlich verauktioniret und den Meistbietenden vor haar Geld zugeschlagen werden sollen, und wird damit so lange kontinuiret werden, bis alle Weine verkauffet seyn. Wer nun Lust und Belieben hat, welche zu kauffen, kann sich am gesetzten Tage in ob­gedachtem Keller einfinden.

Über obgedachtem Keller des späteren Neubaues sprudelt jetzt die Erste Aschingersche Bierquelle.

Gegenüber, No. 2 am Köllnischen Fischmarkt, befand sich die älteste Köllnische Apotheke; und zwar verlieh Kurfürst Joachim II. unterm 19. Juni 1551) seinem Leibarzt Dr. Augustin Steel das Privilegium mit der Berechtigung, allerlei Wein und Bier einheimischen und fremden Gewächses um haare Bezahlung ausschänken zu dürfen. Steel ver­pachtete nunmehr die Apotheke an den späteren Ratskämmerer Georg Krause, und nach Steels Tode brachte der kurfürstliche Münzmeister Mich ael Aschenbrenner 1580 dieselbe käuflich an sich. Nach des letzteren Ableben überkam sein Schwiegersohn Peuzer die Apotheke mit dem erweiterten Privilegium, dass keinem Bürger oder Einwohner, ausgenommen an den freien Jahrmärkten, gestattet sein sollte, Gewürz, Konfekt, Zucker, gefärbtes Wachs und andere Spezereien zu halten und zu verkaufen. Insbesondere war das öffentliche Feilhalten derselben den Landstreichern, Steinschneidern und Zahnbrechern streng verboten. Peuzer, welcher am 28. August 1640 im Alter von 88 Jahren verstarb, war zweimal verheiratet; in seiner ersten 29jährigen Ehe wurden ihm 22 Kinder, in seiner zweiten 14jährigen Ehe 4 Kinder geboren. Nach mehrfachem Besitzwechsel ging die Apotheke gegen Ende des vorigen Jahrhunderts, nachdem sie die BezeichnungZur goldenen Kugel er­halten hatte, an Thormann, dann an Leddihn über, bis sie nach der Rossstrasse verlegt wurde.

Nach diesem allgemeinen Überblick kehren wir zur Ecclesia forensis Coloniae zurück. Sie stand bis zum Jahre 1378, in welchem sie ganz in Backstein nach dem Muster der schönen St. Stephanskirche zu Tanger­münde neu erbaut wurde. Dieser Bau, nach wiederholten Renovierungen 1675 erneuert, blieb ohue Turm. Als dann Friedrich Wilhelm I. das Gotteshaus 1717 gänzlich hatte umgestalten lassen, erfolgte sieben Jahre später der Turmbau, welcher 1730 bereits eine Höhe von 302 Fuss erreicht hatte, als in der Nacht des 29. Mai, wie der Chronist berichtet, das Donnerwetter in den Turm einschlug, wodurch noch vierzig umher­liegende Häuser verbrannt und einige Menschen getötet wurden. Nach