Ferd. Meyer, Geschichtliche Rückblicke auf den Stadtteil Alt-Kölln.
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abwich, ln Anbetracht dieses Umstandes und da der Schlossplatz durch die Kirche sehr beengt wurde, entschloss sich Friedrich der Grosse, den Dom abbrechen und auf der andern Seite des Schlosses eine neue Kirche erltauen zu lassen. Nachdem am 16. Juli jenes Jahres die letzte Predigt gehalten war, begann der Abbruch. Da zeigte sich, wie der Chronist berichtet, „die Tüchtigkeit und Festigkeit der alten Mauern; die Steine zersprangen eher, als dass der Kalk nachgegeben, was bei der heutigen Art zu mauern wohl angelten möchte. Es haben grosse Stücke heruntergerissen und gestossen werden müssen, welches dann ein gewaltiges Krachen und Erschütterung der herumgelegenen Gegend und Gebäude verursachet.“
Das alte kurfürstliche Gewölbe mit den Leichen blieb bis zur Herstellung des Gewölbes im neuen Dom erhalten; ausserdem fand man in dem nach der Stechbahn zu gelegenen Gewölbe gegen 200 Särge vor.
Von dem „weit berühmten“ Geläute hatte die grösste der zehn Glocken, das „lange Stück“ genannt, ein Gewicht von 375 Centnern. Ihre Inschrift lautete: „Gottes creatur sint zvar alle gut — wohl dem der sie recht gebrauchen tliut. Andreas Köpffel aus Lothriag: M.D.XXXVII.“ Die Glocke, welche von sechs Männern getreten, der Klöppel aber von zwei Personen angezogen werden musste, machte mit ihrem Klange die „umliegenden Quartiere erzittern“. Nachdem sie zehn Jahre unter einem Verdeck vor der Schlossapotheke gestanden, wurde sie für 6773 Thaler nach Holland verkauft. Die zweitgrösste Glocke, die „Bernauische“, welche Joachim II. von dort auf Walzen hatte hierher bringen lassen, zersprang beim Leichenbegängnis der Königin Sophie Charlotte (1705); sie wurde umgegossen und hängt im Kirchturm zu Krossen. Aus der drittgrössten Glocke sind vier im Glockenspiel der Potsdamer Garnisonkirche befindliche Glocken gegossen worden.
Am 8. Oktober 1747 war der Grundstein zum neuen Dom am Lustgarten gelegt worden, den Friedrich Wilhelm I. in einen Parade- und Exerzierplatz verwandelt hatte.
Nachdem der Bau der neuen Schloss-, Oherpfarr-, und Domkirche vollendet war, erfolgte vom 25. bis 27. Dezember die Überführung von 49 fürstlichen Särgen aus der alten Gruft. Nicht mehr vorhanden waren die Särge Johanns (Ciceros), Joachims I. und der beiden Gemahlinnen Joachims II. sowie der Mutter desselben. Unter dem steinernen Estrich inmitten der Kirche fand sich ein Gewölbe mit Schädeln und Gebeinen vor, von denen man annahm, dass sie nach dem Verfall der fürstlichen Särge dort gesammelt worden seien.
Der Lustgarten allein bildet eine Staatengeschichte. Umschlossen von dem Palladium der Hauptstadt, den Tempeln der Kunst und den Hallen der Andacht des imposanten, seiner Vollendung sich nahenden